Ex-US-Regierungsberaterin: Chinas Hersteller könnten EU-Strafzölle auf Elektroautos aus der Volksrepublik wegstecken

Dank ihrer niedrigen Preise und Produktionskosten könnten Chinas Hersteller die geplanten EU-Strafzölle auf Elektroautos aus der Volksrepublik auffangen, sagt eine ehemalige Beraterin der US-Regierung.

Export-Zielregion Europäische Union: Mit einem Anteil an der Ausfuhr von 37 Prozent ist die EU die wichtigste ausländische Absatzregion für Elektroautos made in China (Grafik: Bloomberg)
Export-Zielregion Europäische Union: Mit einem Anteil an der Ausfuhr von 37 Prozent ist die EU die wichtigste ausländische Absatzregion für Elektroautos made in China (Grafik: Bloomberg)

Mit nach Herstellern gestaffelten Strafzöllen von bis zu 38,1 Prozent will die EU-Kommission Elektroautos aus der Volksrepublik belegen, weil die Regierung in Peking die heimische Branche angeblich mit unfairen Subventionen hätschelt. Doch ob Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen damit den Produzenten im Reich der Mitte schadet und den hiesigen Konzernen hilft, ist mehr als fraglich. “Chinesische Hersteller verkaufen ihre Elektroautos in China zu niedrigeren Preisen als in Europa. Wenn man beide Preise vergleicht, erkennt man, dass es noch ganz viel Raum für die Hersteller gibt, die Zölle wegzustecken”, so Greta Peich, Partnerin der US-Anwaltskanzlei Wiley und ehemalige Beraterin des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten, der dem amerikanischen Präsidenten unterstellt ist. “Selbst bei möglichen 38 Prozent werden sie noch in der Lage sein, ihre Elektroautos in Europa mit einer ähnlichen Marge zu verkaufen wie in China.” 

Elektroauto aus China trotz geplanter Zölle deutlich preiswerter

Ihre Prognose begründet die Ex-US-Regierungsberaterin mit den niedrigen Preisen, zu denen Chinas Hersteller ihre Elektroautos in ihrem Heimatland verkaufen, und den hohen Preisen der Stromer aus Europa. So habe Chinas Marktführer BYD in der Volksrepublik für sein preiswertestes Elektroauto, den Seagull, vor gut einem Jahr 11 400 Dollar, rund 10 600 Euro, verlangt. Das Modell verfügt über einen 55-Kilowatt-Motor, eine Reichweite von 305 bis 405 Kilometer und lässt sich in 30 Minuten zu 80 Prozent wieder aufladen. Medienberichten zufolge plane BYD, den gleichen Seagull in Europa für rund 20 000 Euro anzubieten. Vergleichbare europäische Elektroautos würden jedoch 25 000 bis 30 000 Euro kosten. Das heißt, bei den geplanten Strafzöllen gegen BYD in Höhe von 17,4 Prozent bliebe BYD mit einem möglichen Preis für den Seagull von grob 23 500 Euro noch immer teilweise deutlich unter den Preisen europäischer Anbieter.

Bundesregierung schwant Ungemach

Möglicherweise schwant dies langsam auch der Bundesregierung, zumal die einzigen Profiteuter von Strafzöllen auf Chinas Elektroautos französische und italienische Modelle im unteren Preissegment wären – und die deutschen Premiumherstellerschmerzhaften Gegenmaßnahmen fürchten müssten. Deswegen sind Mercedes und Co. auch gegen die geplanten Strafzölle der EU. Wie der US-Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg erfahren haben will, plant Berlin nun, die neuen EU-Zölle auf chinesische Elektroautos doch noch zu verhindern oder zumindest abzumildern. Deutsche Regierungsbeamte seien optimistisch, eine Lösung zu finden und sähen noch Spielraum für eine Einigung, bevor die Zölle am 4. Juli in Kraft träten.

Mehr: Asia Times, Finanzmarktwelt

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