Klimaschonende Autos sind keine Jobkiller

Eine scharfe neue Abgasnorm Euro 7 würde keine Arbeitsplätze vernichten, sagt der Duisburger Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Trotzdem ist es den Autolobbyisten offenbar gelungen, die Vorschriften zu verwässern.

Elektroauto-Montage bei Daimler: Positive Jobeffekte durch neue Batteriefabriken (Foto: Daimler)

Ferdinand Dudenhöffer, 69, hat den deutschen Autolobbyisten noch nie nach dem Mund geredet – so auch nicht bei der geplanten neuen EU-Abgasnorm Euro 7. Während die Konzerne trotz des Trends zum Elektroauto weiterhin möglichst lange mit Benzinern und Dieselfahrzeugen Gewinne erzielen wollen und die erwarteten schärferen Vorschriften als Todesurteil für den Verbrennungsmotor geißeln, sieht der ehemalige Professor für Autowirtschaft und heutige Chef des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg in einer verschärften Senkung des erlaubten CO2-Ausstoßes keinen Jobkiller.

Positive Auswirkungen auf Beschäftigung zu erwarten

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„Die geplante Verschärfung der CO2-Regulierung in der EU gefährdet die Arbeitsplätze in der europäischen Autoindustrie weniger als befürchtet“, so Dudenhöffer. „Im Gegenteil: Über alle Wirtschaftssektoren hinweg kann man positive Auswirkungen auf die Beschäftigung erwarten.“ Zwar würden schärfere Emissionwerte nach einer Studie des CAR-Instituts in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und der Slowakei 1,8 Prozent der Jobs wegfallen, also knapp 15 000 Arbeitsplätze. Dem Verlust, letztlich durch den Wegfall von Verbrennern, stünden jedoch neue Arbeitsplätze im Bereich der E-Mobilität wie Batterieproduktion und Ladeinfrastruktur gegenüber. Ein forcierter Umstieg auf Elektroautos sorge zudem für höhere Stückzahlen und damit für niedrigere Kosten pro Fahrzeug, was den Herstellern Wettbewerbsvorteile im weltweiten Geschäft mit E-Autos verschaffe. „Nach meiner Einschätzung macht es Sinn, keine weichgespülte Euro-Norm 7 zu verabschieden”, so Dudenhöffer. “Das wurde in der Vergangenheit viel zu oft gemacht und hat unseren technischen Fortschritt und die Transformation zum Elektroauto behindert.“

EU-Verantwortliche knicken trotzdem ein

Die vom EU-Parlament eingesetzte und von der EU-Kommission bezahlte Abgas-Expertengruppe Advisory Group on Vehicle Emission Standards ficht das nicht an. Ursprünglich hatte diese vorgesehen, die Abgase vom Start des Motors an zu messen, also wie hoch der Schadstoffausstoß im realen Fahrbetrieb ist. Dadurch wären die gemessenen Emissionen wegen der zunächst niedrigen Temperaturen des Motors sehr hoch ausgefallen und wohl die meisten Autos mit Verbrennungsmotor bei den künftigen schärfen Vorschriften durchgefallen. Laut dem Verband der Automobilindistrie (VDA) sind dies entsprechenden Regeln in dem neuen Entwurf für Euro 7 aber nun nicht mehr vorgesehen. Dies zeige, so VDA-Präsident Hildegard Müller, “dass die EU-Kommission die Grenzen des technisch machbaren akzeptiert und sich von unerreichbaren Zielen verabschiedet” habe. Deutschlands oberste Autolobbyisten und Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel versteigt sich so sogar zu der Behauptung: “Das ist ein gutes Zeichen für die Bürger in Europa und auch für den Umweltschutz.”

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