Alle Länder sind schon da – nicht nur EU und USA

Das von US-Präsident Joe Biden initiierte Spitzentreffen hat einen Wettbewerb der Nationen ausgelöst. Japan, Großbritannien, Russland, Kanada, selbst Brasilien gaben Klimaversprechen ab. Nicht alle sind ernst zu nehmen. Australien, größter Kohle-Exporteur weltweit, hielt sich auffallend zurück. Und China will den Kohleabbau vorübergehend noch ausbauen.

Braunkohletagebau Für Australien, Indien und China wäre ein schneller Ausstieg aus der Kohle-Wirtschaft schwierig (www.ceus-design.de)

Die Chinesen suchen in Klimafragen jedoch – trotz der aktuellen außenpolitischen Eiszeit – Anschluss an die westlichen Länder und wollen ab 2030 den Rückgang der CO2-Emissionen erreichen. Bis 2060 will das Reich der Mitte klimaneutral sein. Chinas Staatschef Xi Jingping: “Das erfordert außergewöhnliche Anstrengungen.” Der Kohleverbrauch solle nur bis 2025 weiter steigen und danach “stufenweise verringert werden”. Xi Jingping bekannte sich ausdrücklich “zur gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung”. China macht die Industrieländer für die Masse der klimaschädlichen Emissionen der vergangenen 200 Jahre verantwortlich.

Auf kein präzises Datum hat sich hingegen Australiens Regierung festgelegt. Scott Morrison, konservativer Premierminister, hatte vor Monaten lediglich vage angedeutet, dass die Antipoden irgendwann “in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts” klimaneutral werden könnten. Auch die Ankündigung der Hauptabnehmerländer Japan, Südkorea und China, mittelfristig aus der Kohle auszusteigen oder zumindest die Kohleverbrennung zurückzufahren, hat die Regierung nicht zum Umdenken bewegt. Und die Klimakapriolen mit Hitzewellen, Waldbränden oder Überschwemmungen nach sintflutartigen Regenfällen brachten die Morrison-Administration ebenfalls nicht zur Vernunft. Als die ANZ-Bank als dritte Großbank Australiens ankündigte, sich aus dem Kreditgeschäft für Kohle zurückzuziehen, drohten Regierungsmitglieder der Bank sogar mit dem Ausschluss aus der staatlichen Einlagengarantie.

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Keine Kredite mehr für Kohlekraftwerke

Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga hatte dagegen kurz vor dem Treffen bekanntgegeben, dass sein Land die CO2-Emissionen – bezogen auf das Jahr 2013 – bis zum Ende des Jahrzehnts um 46 Prozent vermindern wolle. Bislang hatte Japan eine Reduktion um 26 Prozent als Ziel verfolgt. Mindestens hundert der aktuell 140 Kohlekraftwerksblöcke sollen bis dahin stillgelegt werden. Einige Stunden vor dem Treffen hatte Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga mitgeteilt, dass Japan sein selbst gestecktes Klimaziel bis 2030 verschärfen wolle. Suga setzte als neue Zielmarke eine Verringerung des Ausstoßes an Kohlendioxidemissionen bis 2030 um 46 Prozent gegenüber dem Jahr 2013. Bislang hatte Japan ein Minus von nur 26 Prozent angestrebt. Schon vergangene Woche hatten Suga und Biden in Washington eine Klimapartnerschaft beider Länder vereinbart. Auch die Förderung der Auslandskredite für Kohlemeiler in asiatische Länder soll auslaufen.

Moon Jae, Präsident von Südkorea gab anlässlich des Gipfels bekannt, dass sein Land das Klimaziel von minus 24,4 Prozent bis 2030, bezogen auf 2017, weiter absenken will. Wie Japan will Südkorea sich aus der Finanzierung von Kohlekraftwerken im Ausland zurückziehen.

Sogar Russland und Indien wollen bei dem Klimawettbewerb nicht abseits stehen. Russland versprach, bei der Senkung der Methan-Emissionen zu kooperieren. Die Methan-Freisetzung ist eines der Hauptklima-Probleme der Länder des Tundra-Gürtels. Durch das Auftauen des Permafrostbodens gelangt klimaschädliches Methan in die Atmosphäre.

Indien warnt vor Arroganz

Indiens Ministerpräsident Narendra Modi verwies aus seine geplanten Investitionen in erneuerbare Energien in Höhe von 450 Gigawatt noch in diesem Jahrzehnt. Und er erinnerte die Teilnehmer daran, dass der Co2-Ausstoß pro Kopf in Indien im Vergleich mit den entwickelten Ländern des Nordens äußerst gering ist. Tatsächlich liegen die jährlichen Kohlenstoff-Emissionen eines US-Bürgers beispielsweise mit 16 Tonnen im Durchschnitt achtmal so hoch wie die eines Inders.

Die USA und Europa hatten schon im Vorfeld der Konferenz umfassende Maßnahmen angekündigt (Greenspotting berichtete). Andere Länder des Nordens standen dem nicht nach. Kanadas Priemier Justin Trudeau verkündete, dass sein Land bis 2030 nicht nur 30, wie bisher vereinbart, sondern bis zu 45 Prozent weniger CO2 emittieren wolle als 2005. Und Großbritannien will den Ausstoß bis 2035, im Vergleich zu 2005, sogar um 78 Prozent senken.

Blamiert hat sich hingegen Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Jair Bolsonaro. Er hatte im Vorfeld der Konferenz lediglich versprochen, die illegale Abholzung bis 2030 zu beenden. Damit nicht genug: Für diese Maßnahme, die in funktionierenden Staaten Rechtsalltag ist, will er auch noch die finanzielle Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. (Wird fortgesetzt)

Mehr: Le Monde

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