Alternativbank GLS trotzt Corona

Die Bochumer Genossenschaft, die das Geld ihrer Anleger in sozial und ökologisch ausgerichtete Unternehmen steckt und auf das Bankgeheimnis verzichtet, verkündet mitten in der Pandemie mehr Kunden, höhere Umsätze – und wenig Kreditausfälle. Sorge um Landwirte.

GLS-Vorstandschef Thomas Jorberg Kapital für Klimaschutz bereitstellen Foto: Martin Steffen/GLS Bank

Kritik am bestehenden Bank- und Finanzmarktsystem gehört quasi zum Geschäftsmodell der 1974 gegründeten Genossenschaftsbank, mit der sie um Kunden wirbt. Dieses bilde und vermehre das weltweite Kapital in erster Linie, ohne auf die drohende Klimakatastrophe zu achten oder den Kollaps der Biodiversität, monieren die Gutbanker in Person ihres Vorstandschefs Thomas Jorberg. Die Bank von morgen müsse das Geld jedoch für Natur und Mensch nutzen, so seine Gegenposition.

Der Ansatz verfängt ganz offenbar bei einer wachsenden Schar Kunden. 280 000 führten Ende 2020 Konten bei den Bochumern und haben Kredite abgeschlossen – 38 000 mehr als im Vorjahr. Die Bilanzsumme stieg um 1,3 Milliarden Euro oder fast 20 Prozent auf acht Milliarden Euro. 1,1 Milliarden Euro neuer Kredite flossen in Wind- und Solarparks, die Bio-Landwirtschaft und soziale Projekte.

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Transparanz schreibt das Geldhaus groß. Jeder kann im Kundenmagazin Name, Kreditsummer und Verwendungszweck nachlesen. 50 000 Euro gingen zum Beispiel an eine Käserei, 300 000 erhielt ein Kinobesitzer für die Sanierung seines Filmpalasts, mit fünf Millionen wurde der Bau einen Mehrfamilienhauses finanziert.

In einer Metastudie haben die grünen Banker die ökonomischen Risiken des Klimawandels und des Verlusts an Artenvielfalt messen lassen. „Für die Landwirtschaft in Deutschland birgt allein das Bienensterben heute schon ein Risiko von bis zu 1,7 Milliarden Euro,“ sagt Jorberg. Hinzu kämen jährliche Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro durch Dürre und Starkregen.

Inzwischen machen die etablierten Geldhäuser den Alternativbanken wie der GLS, der Umweltbank oder der Ethikbank mit eigenen Nachhaltigkeitsprodukten zunehmend Konkurrenz. Das hat Heinz-Gerd Stickling von der Unternehmensberatung ZEB beobachtet. „Sie entdecken gerade die Positionierungs- und Geschäftschancen, die in diesem Jahrhundertthema stecken“, erläutert er. Zwei Drittel der von der ZEB befragten Bankkunden wünsche sich eine entsprechende Neuausrichtung ihrer Hausbank. „Die Hälfte dieser Kunden wiederum ist wechselbereit – hier liegt das Risiko, wenn die Konkurrenz es besser macht.“

Selbst der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock wittert in der Finanzierung umweltfreundlicher Investitionen jetzt ein gigantisches Geschäft. Und für Sparer gibt es nun Software-Werkzeuge, die ihnen helfen, mit wenigen Klicks saubere von schmutzigen Investments zu unterscheiden.

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