Aus für Blut-Akkus?

Ausgediente Stromspeicher dienen als Rohstoffquelle, jeder Akku erhält einen digitalen Pass mit Lebenslauf und Schluss mit der hemmungslosen Ausbeutung von Natur und Menschen beim Abbau von Lithium oder Kobalt. Diese Ziele will die EU-Kommission durch eine Verschärfung der bestehenden Regeln erreichen.

Bergbau in Afrika - Ausbeutung von Mensch und Natur.
Bergbau in Afrika Kinderarbeit und Naturzerstörung (korbiart67/Pixabay)

“Eine wirklich nachhaltige Zukunft bedarf sauberer Batterien.” Auf die Formel brachte EU-Energie-Kommissar Maros Sefcovic die radikale Neufassung der Regeln für Herstellung von Batterien und deren Gebrauch. Für die E-Auto- und Akku-Bauer in aller Welt wie Tesla, VW, LG-Chem, Samsung oder Panasonic markieren die neuen Bestimmungen eine Wende. “Batterien, die nicht zu hundert Prozent die von uns fixierten Regeln respektieren, sind auf dem gemeinsamen Markt verboten”, betont Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton. Pfuschen gilt nicht: Jeden Stromspeicher begleitet künftig ein Batteriepass. Der digitale Doppelgänger enthält Daten zur Herkunft der Rohstoffe, über enthaltene Gifte, die Lebensdauer oder den CO2-Fußabdruck und ist über einen QR-Code zugänglich. Die wichtigsten Daten sind zusätzlich auf dem Speicher aufgedruckt.

Die Kommission wird einen maximalen Fußabdruck festlegen, den sie immer wieder nach unten anpassen wird. Die Recycling-Ziele werden dagegen laufend nach oben angepasst: Ab dem Jahr 2026 sollen 90 Prozent des Kobalts, Nickels und Kupfers wiedergewonnen werden sowie 35 Prozent des verwendeten Lithiums, ab dem Jahr 2030 95 Prozent des Kobalts, Nickels und Kupfers und 70 Prozent des Lithiums. Erstmals regelt die Kommission auch die Bedingungen für Menschen und Umwelt beim Abbau. Und sie kontrolliert die Effizienz. Umweltschützer erhoffen dadurch einen Schub in der Entwicklung leistungsstarker Akkus.

Die Brüsseler Direktiven gelten nicht nur für Autobatterien, sondern auch für Handy-Kraftspeicher. Diese müssen künftig austauschbar sein. Bislang hielt sich die Wiederverwendung der in Akkus verbauten Rohstoffen in Grenzen. Nur zehn Prozent des in Batterien enthaltenen Lithiums stammt aus alten Stromspeichern. Eine Studie der Kommission geht davon aus, dass bis 2040 die Menge des aus Altbatterien zur Verfügung stehenden Lithiums sich um das 700-fache vergrößern wird.

Mehr: Les Echos Sven Giegold Handelsblatt

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