Blackout: Die Mär vom sicheren Kohlestrom

Kohlefans verklären des fossilen Brennstoff gern als Garanten für eine zuverlässige Energieversorgung. Zwei jüngste Stromausfälle entlarven die Behauptung als Mythos.

Umspannwerk
Umspannwerk Eine halbe Million Australier war ohne Strom Foto: geralt on Pixabay

Es war kurz nach zwei Uhr mittags, als auf dem Flughafen im australischen Brisbane von einer Sekunde auf die andere der Strom ausfiel. Nicht besser erging es einem großen Krankenhaus in der Metropole des Bundesstaats Queensland. Andernorts stellten Abwasserpumpen den Dienst ein. Shopper steckten in Aufzügen fest. 360 Ampelsysteme an zentralen Knotenpunkten, die kein Rot und Grün mehr anzeigten, lösten ein Verkehrschaos aus.

Windräder und Wasserkraft stabilisierten das Stromnetz

Ingesamt traf der Blackout rund eine halbe Millionen Menschen. Nicht wenige mussten Stunden warten, bis das Stromnetz wieder hochfuhr und Licht, Klimaanlagen und Kühlschränke wieder angingen. Und das nur, weil laut Queenslands Energieminister Mick de Brenni Windräder, Wasserkraft und benachbarte Bundesstaaten halfen, die Stromversorgung zu stabilisieren.

Was war passiert? Im Block C des Kohlekraftwerks Callide, einem der modernsten des Landes, war Feuer ausgebrochen. Der Brand zwang die Betreiber, es abrupt runter zu fahren. Der unerwartete Leistungsabfall löste einen Schneeballeffekt aus: Die Netzbetreiber mussten einen Leitungsabschnitt nach dem anderen abschalten, um zu verhindern, dass der Blackout weitere Regionen erwischt.

Fiasko eines vermeintlichen Flagschiffs

Das Pikante: Die australische Kohlelobby preist Callide C als Vorbild, wie die Briketts relativ wenig klimaschädlich verheizt werden können. Das vermeintliche Flagschiff fährt mit einem höheren Dampfdruck als üblich, wodurch die CO2-Emissionen geringfügig sinken. Ob die technische Besonderheit für den Brand eine Rolle spielte, ist unklar. Zerstört hat der Zwischenfall jedenfalls erneut die Mär von der absolut stabilen Stromversorgung dank Kohlekraft.

In Texas fehlten Notfall-Reserven aus Kohlekraft

Als im Februar dieses Jahres Millionen Texaner, ausgelöst durch eine extreme Kältewelle, tagelang ohne Licht und Heizung in ihren Häusern ausharren mussten, hatten konservative US-Politiker und Kohlelobbyisten umgehend angeblich vereiste Windräder als Sündenbock ausgemacht. Experten entlarvten das als Unsinn. Es lag vielmehr an fehlenden Notfall-Reserven zur Netzstabilisierung, vor allem, weil Kohlekraftwerke nur 60 Prozent der geplanten Kapazität lieferten.

Ende vergangenen Jahres räumte der Vorstand des Essener Energieriesen RWE ein, dass die von seiner Branche einst geschürte Sorge vor ausgehenden Lichtern durch die Energiewende letztlich reine Angstmache war.

Mehr: reneweconomy

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*