BYD aus China fährt mit Elektroautos der Konkurrenz davon

Nach Solarmodulen und Windrädern nun Elektroautos: Mit BYD verfügt China jetzt auch bei strombetriebenen Autos über den größten Hersteller der Welt. Ein Grund ist das altertümlich wirkende Geschäftsmodell des Überfliegers, das bei westlichen Konkurrenten lange als verpöhnt galt.

Weltweiter Elektroautoabsatz (rein batteriebetriebene Fahrzeuge und Plug-in-Hybride) im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (in 100 000; Veränderungen in Prozent): BYD auf Platz 1 (Grafik:: Auto Motor Sport)

Die Arroganz war Elon Musk, dem Gründer des amerikanischen Elektroauto-Herstellers Tesla und heutigen Eigentümer der Mitteilungsplattform Twitter, ins Gesicht geschrieben. “Haben Sie mal deren Autos gesehen?” fragte der Multimilliardär, angesprochen auf seinen Konkurrenten BYD aus China. “Ich glaube nicht, dass sie ein gutes Produkt haben.” Elf Jahre später muss Musk einsehen, dass ihm das vermeintlich lahme hässliche Entlein aus dem Reich der Mitte entflogen ist. Mit insgesamt 641 350 sogenannten New Energy Vehicles verkaufte BYD in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres fast 20 Prozent mehr rein batteriebetriebene Elektroautos und solche mit einem zusätzlichen Verbrennungsmotor (Plug-in-Hybride) als der US-Konkurrent Tesla, der nur auf 564 740 Fahrzeuge kam. Das war ein Plus von sagenhaften 320 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Schwellenland China schlägt reiche Staaten der Nordhalbkugel

Die erste Hälfte des vergangenen Jahres zeigte auch, dass Elektroautos nicht unbedingt Fahrzeuge nur für die reichen Regionen der Welt wie Europa und Nordamerika sein müssen. So wurden in Indien mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern in diesem Zeiteraum gerade einmal 20 700 Stromer verkauft. Gleichzeitig avancierte aber das Schwellenland China mit etwa gleich viel Einwohnern zum E-Wunderland: 2,45 Millionen Stromer wurden dort im ersten Halbjahr 2022 verkauft, gegenüber 1,16 Millionen in Europa und 0,48 Millionen in Nordamerika. Grund für den hohen Absatz ist der 2,9 Meter kurze E-Billigheimer Wuling, der weltweit zum am drittmeisten verkauften Stromer aufstiegt, sowie die Förderung der E-Mobilität durch die Regierung.

Selber machen statt Outsourcing

Dass BYD seine Verkäufte explosionartig steigern konnte, liegt auch an dem Geschäftsmodell des Unternehmens. Während westliche Konkurrenten 70 bis 80 Prozent der Komponenten von Zulieferern beziehen, mache die Chinesen das Allermeiste selbst. Statt auf Outsourcing setzt Konzernchef Wang Chuanfu wie vor hundert Jahren der US-Autobauer Henry auf Eigenproduktion aller zentralen Elemente entlang der Wertschöpfungskette. BYD baute von Anfang an die Batterien der E-Autos selbst und erweiterte die Herstellung massiv. Um sich Lithium für die Batterien zu sichern, besitzt das Unternehmen Schürfrechte in Südamerika und Afrika. Die benötigten Halbleiter produziert die Konzerntochter BYD Semiconductor. Dadurch gelang es BYD, beim Zusammenbruch der Lieferketten während der Corona-Pandemie weiter zu produzieren und seine Autos in den Markt zu drücken. Da wundert es nicht, dass der größte deutsche Autovermieter Sixt 100 000 Elektroautos bei BYD orderte – und nicht bei Volkswagen, BMW oder Mercedes.

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