Vor den Bug

Tausend Prozent im Plus und mehr – chinesische E-Auto-Aktien kannten fast nur eine Richtung: nach oben. Die Ankündigungen von Kapitalerhöhungen und die drohende Verbannung vom US-Börsenparkett haben den Aufwärtstrend abrupt gebremst. Ist das schon das Ende des Hypes? Wahrscheinlich nicht.

Elektroauto-Aktien - Auftrieb mit Pause
Elektroauto-Aktien Auftrieb mit Pause (Gerald/Pixabay)

Nio, Xpeng und Li Auto – noch vor wenigen Jahren wussten nur Eingeweihte mit den Namen etwas anzufangen. Keines der Unternehmen existierte vor sieben Jahren, keines beschäftigt mehr als zehntausend Mitarbeiter. Doch nachdem der Kurs von Nio zwischen Anfang April und Ende November um rund 2000 Prozent zulegte, der Wert der Xpeng-Aktie sich in den ersten drei Wochen des Novembers verdreifachte und der Li-Auto-Kurs innerhalb acht Wochen um zweihundert Prozent anstieg, sind die chinesischen E-Autobauer nicht nur Börsenzockern bekannt. Ende November wurde die Rally brutal gestoppt. Ein Doppelschlag hat dem Höhenflug ein Ende bereitet – erstmal.

Einen Dämpfer erhielten die Erfolgswerte durch die Absegnung eines Gesetzentwurfes im US-Repräsentantenhaus. Werte von Unternehmen, die ihre Abhängigkeit von Regierungsstellen nicht hinreichend offenlegen, können künftig vom amerikanischen Parkett verbannt werden. Das Gleiche gilt für Unternehmen mit Bilanzen, die nicht den strengen US-Maßstäben entsprechen. Die Wahrscheinlichkeit, dass amerikanische Behörden tatsächlich chinesische Unternehmen auslisten, ist – nach Einschätzung von Marktkennern – allerdings gering. Deshalb dürfte die kursdämpfende Verunsicherung der Anleger bald verfliegen.

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Einen weiteren Dämpfer erhielten die Kurse dadurch, das alle drei Unternehmen – trotz der schlechten Nachrichten aus Washington – fast simultan Kapitalerhöhungen ankündigten. Nio hatte die Ausgabe von 60 Millionen Aktien bekanntgegeben und dann noch einmal die Emission auf insgesamt 78 Millionen erweitert. Es handelt sich bereits um die dritte Kapitalerhöhung seit Anfang des Jahres. Mit der erneuten Aufstockung sammelt Nio über drei Milliarden Dollar ein. Auch der Elektro-Autobauer Xpeng aus dem südchinesischen Guangzhou will 80 Millionen neue Aktien im Wert von etwa zwei Milliarden Dollar auf den Markt zu bringen. Und Li Auto hat die Ausgabe von bis zu 54 Millionen Aktien verkündet und will damit über 1,5 Milliarden Euro kassieren.

Die Tatsache, dass die Kurse nur moderat einbrachen und die Aktien der drei E-Autobauer in dieser Woche ausnahmslos wieder zulegten, zeigt jedoch, dass das Vertrauen der Anleger noch intakt ist. Nio zum Beispiel hatte keine Probleme, über die neu herausgegebenen 68 Millionen Aktien hinaus, zusätzlich 10,2 Millionen sogenannte Mehrzuteilungsoptionen, eine Art Reserve für den Fall einer starken Nachfrage bei Börsengängen oder Kapitalerhöhungen, loszuwerden.

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