In Europa gibt es so gut wie keine Kleinstromer für weniger als 30 000 Euro. Lohnt sich nicht! Geht nicht! Jetzt hat die chinesisch-amerikanische Gemeinschaftsfirma SAIC-GM-Wuling einen billigen E-Kleinwagen lanciert, der überrascht.
Zwar hat die Basisversion mit einem 30-Kilowatt-Motor und einem Akku von 17,3 Kilowattstunden nur eine Reichweite von 200 Kilometern. Doch die Topversion mit einem Akku von rund 38 Kilowattstunden schafft immerhin 410 Kilometer. Und sie ist für schon umgerechnet 11 000 Euro zu haben.
Neu ist der Binguo (auch Bingo gennannt) nicht. Die erste Variante erschien im März vergangenen Jahres. Schon damals fiel der Binguo (oft auch Bingo genannt) fiel durch ein bemerkenswertes Preis-Leistungsverhältnis auf. Nun hat das chinesisch-amerikanische Joint Venture SAIC-GM-Wuling (SGMW) den Preis für das Basismodell noch einmal um umgerechnet 400 Euro auf 7300 Euro gesenkt. Trotz Preissenkung unterstützt die Lithium-Eisenphosphat-Batterie – anders als bei früheren Modellen der Gruppe – in sämtlichen Versionen das Gleichstromladen. In nur 35 Minuten ist der Akku von 30 auf 80 Prozent gefüllt.
Kleinstromer jetzt mit mehr Tempo
Verbessert hat sich bei dem stärkeren Modell die Leistungsfähigkeit des Motors. Die Motoren bringen zwar nach wie vor Höchstleistungen von 30 oder 50 Kilowatt. Die größere Variante ist aber jetzt mit einem wassergekühlten Flachdrahtmotor ausgestattet. Durch die bessere Kühlung kommt der Wagen nun auf eine Höchstgeschwindigkeit von 130 statt 120 Stundenkilometer.
Der Binguo ist zwar ein Kleinwagen, aber alles andere als ein Zwergenformat. Mit fast vier Meter Länge, rund 1,70 Meter Breite und fast 1,60 Meter Höhe ist er mit einem Ford Fiesta vergleichbar und rund 25 Zentimeter länger als ein Opel Adam. Der Kofferraum packt mit umgeklappter Rückbank 1 240 Liter. Das ist etwa so viel wie der Kofferraum des Golf VIII fasst, ebenfalls mit umgeklappten Rücksitzen.
Vorerst nicht nach Europa
Schade: Ein Europa-Auftritt ist vorerst nicht geplant. Und falls der Kleinstromer je nach Europa kommt, wird er mit Sicherheit teurer als in China. Der Grund dafür sind nicht nur Zölle. Auch die Anpassung an die EU-Normen und der Transport verursachen Kosten.
Warum aber ein BYD ATTO 3 in Deutschland 37 990 Euro, in China aber nur umgerechnet 14 000 Euro und ein Tesla Model 3 in Deutschland 41 000 Euro statt wie China 30 000 Euro kostet, bleibt Geheimis der Hersteller. Deutlich günstiger als vergleichbare E-Kleinwagen aus europäischer Produktion dürfte der Binguo auf jeden Fall werden.
Niedrige Kosten helfen Chinas Autobauern
Der aktuell niedrigen Preise für E-Autos in China sind allerdings nicht nur – wie vielfach behauptet – Folge staatlicher Subventionen. Westliche Fachleute schätzen den fairen Kostenvorteil pro E-Auto auf umgerechnet 10 000 Euro im Schnitt. BYD zum Beispiel, Chinas meistverkaufte Automarke, hat laut einer Studie der Schweizer Großbank UBS einen Kostenvorteil von rund 25 Prozent im Vergleich zu US- und EU-Herstellern. So fertigt – der Studie zufolge – BYD die Einzelteile der Limosine Seal zu 75 Prozent selbst. Nur zehn Prozent der Teile kommen aus dem Ausland. China erhebt kaum Zölle auf Importteile. Auch die Rohstoffe, vor allem seltene Erden, kommen aus China. Dazu kommen die Mengeneffekte auf dem gigantischen Inlandsmarkt.
Wenig erstaunlich also, dass chinesische Hersteller Kleinwagen für 10 000 Euro – oder weniger – auf den Markt bringen, statt für 25 000 Euro oder mehr wie ihre europäischen Wettbewerber.
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