Der Golfstrom ist schwach wie nie – mit dramatischen Folgen für das Wetter in Europa und den USA

Heftige Winterstürme, vermehrte Hitzewellen und andauernde Trockenheit im Sommer bei uns, steigende Meeresspiegel an der Ostküste der Vereinigten Staaten: Weil die Umwälzpumpe im Nordatlantik beständig an Kraft verliert, halten Forscher dieses Szenario für wahrscheinlich.

Vom Sturm zerstörter Steg ins Meer
Gewaltige Zerstörungskraft Vom Sturm zerfetzter Meeressteg Foto: paulbr75 on Pixabay

Der Golfstrom arbeitet wie ein gigantisches Förderband, verborgen unter dem Meer. Er transportiert 30 Mal mehr Wasser als alle Flüsse der Erde zusammen. Er schaufelt warmes Oberflächenwasser vom Äquator nach Norden, wo es absinkt und als kaltes, salzarmes Tiefenwasser zurückfließt.

Doch die Zirkulation, die entscheidend die Wetterlage in Europa, die Niederschlagsmenge in der afrikanischen Sahelzone und die Höhe des Meeresspiegels an der Ostküste der USA beeinflusst, verlangsamt sich immer schneller, Schon mindestens 15 Prozent hat sie an Tempo verloren. “So schwach war der Golfstrom seit 1000 Jahren nicht”, ist Stefan Rahmstorf alarmiert, Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

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Die Pumpe gerät ins Stottern

Seine Ermattung führt das internationale Forscherteam unter Leitung des Deutschen auf den Klimawandel zurück. Zwei Faktoren spielen nach seiner Erkenntnis eine zentrale Rolle.

Wegen steigender Temperaturen regnet es über dem Nordatlantik vermehrt und das grönländische Eisschild schmilzt ab. Das Süßwasser vermindert den Salzgehalt und damit die Dichte des Strömungswassers in dieser Region. Dadurch sinkt es langsamer ab, die Pumpe gerät ins Stottern. Zusätzlich hemmt eine Kälteblase ihre Kraft, die sich im nördlichen Atlantik gebildet hat (siehe Grafik unten).

Die Strömung droht, instabil zu werden

Könnte die Zirkulationsmaschine völlig zum Stillstand kommen? Setzt sich die globale Erwärmung ungebremst fort, würde sich das Golfstrom-System nach Berechnungen der Klimawissenschaftler bis zum Ende des Jahrhunderts um weitere 34 bis 45 Prozent abschwächen. „Das könnte uns gefährlich nahe an den Kipppunkt bringen, an dem die Strömung instabil wird”, warnt Rahmstorf.

Es ist nicht die einzige beunruhigende Nachricht von der Klimafront. So sagen Experten der US-Weltraumbehörde Nasa voraus, dass die Hurrikan-Saison über dem Nordatlantik länger andauern und die Stärke der Stürme zunehmen wird. Und aus den auftauenden Permafrostböden in der Arktis entweichen gigantische Mengen zusätzlicher Treibhausgase.

Mehr: NYT Nature

Golfstrom Im Nordatlantik ist eine Kälteblase entstanden Grafik: Levke Caesar

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