Schon länger hofft der Vorstand der Deutschen Bahn (DB) umweltbewusste Reisende vom Flugzeug in den Zug locken zu können. Zum Fahrplanwechsel baut der Konzern sein Angebot an schnellen Verbindungen aus. Opfer könnte der Nahverkehr werden.
Zusätzliche schnelle sogenannte Sprinterverbindungen bieten die Bahn-Strategen vom 12. Dezember an zwischen acht Metropolen in Konkurrenz zu den Fluglinien an (siehe Grafik unten). Und haben dabei vor allem Geschäftsreisende im Visier. Deshalb starten die Sprinter frühmorgens und abends. Zwischen Berlin und Köln sowie Düsseldorf und München verkürzt sich die Fahrzeit dank gestrichener Zwischenstopps um jeweils rund eine halbe Stunde. Von Hamburg zum Frankfurter Flughafen geht es immerhin zehn Minuten zügiger. Zwischen Dortmund/Münster richtet die Bahn eine neue Direktverbindung ein, die 20 Minuten bringt.
Alles in allem bleibe das Zusatzangebot überschaubar, meint Klaus-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Für mehr fehle es der Bahn an echten Sprintertrassen, auf denen die Züge mit 250 Kilometer die Stunde und mehr vorwärts brausen können. Immerhin kündigt der Bahn-Vorstand an, von kommendem Jahr an sukzessive mehr der komfortablen Züge der neuesten Generation einzusetzen: den XXL-ICE 4. Er besteht aus 13 Wagen und hat Platz für 918 Passagiere – etwa drei Mal mehr als in einen Mittelstrecken-Jet passen.
4,3 Millionen Fluggäste zum Umstieg motivieren
Die Aufrüstung passt zu einem Aktionsplan, den DB und Airlines im Frühjahr vorstellten. Sein Ziel: Er soll immerhin 4,3 der rund 23 Millionen Fluggäste, die jährlich innerdeutsch fliegen, animieren, stattdessen den Zug zu nehmen. Würde das gelingen, sänke der CO2-Ausstoß im innerdeutschen Flugverkehr durch weniger Verbindungen und Flüge um ein Sechstel, rechnete die Allianz vor.
Dass die Bahn ökologischer ist, ist unbestritten. Laut Bundesumweltamt wird die Luft je zurück gelegtem Kilometer und Passagier nur mit 29 Gramm Treibhausgasen belastet – beim Flugzeug sind es 214 Gramm. Das macht einen gewaltigen Unterschied für das Klima. Frankreichs Parlament hat aus diesem Grund gehandelt und Inlandsflüge auf Strecken verboten, wo das Ziel gut per Zug zu erreichen ist.
Pendler könnten die Verlierer sein
Ob die Klimarechnung in Deutschland aufgeht, ist allerdings fraglich. Denn damit die ICEs durchsprinten können, müssen Nahverkehrszüge im Berufsverkehr warten. Die Zwangstopps nerven heute schon Millionen Pendler. Daher ist die Gefahr real, dass sie aufs Auto umsteigen. Das jedenfalls befürchtet der Bahnexperte der Grünen im Bundestag, Matthias Gastel. “Es bleiben Trassenkonflikte, die zu Lasten des Nahverkehrs gehen.”
Käme es so, wäre im Kampf gegen die Erderhitzung nichts gewonnen.
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