Deutschland: Anteil des grünen Stroms tritt seit Jahren auf der Stelle

Nach zwanzig Jahren dynamischen Wachstums kommt der Ausbau der erneuerbaren Energien kaum noch voran. Auch im europäischen Vergleich nimmt Deutschland nur noch einen Mittelplatz ein.

Wind und Sonne führen – Kernenergie liefert hingegen inzwischen weniger Strom als Biomassse (Grafik: Fraunhofer ISE)

Dies ist das Ergebnis einer detaillierten Analyse des Stromerzeugung und -verteilung in Deutschland durch das Fraunhofer-Instituts ISE in Freiburg. Seit 2019 hat sich der Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung kaum verändert. Er schwankte zwischen 45,4 und 50,3 Prozent.

Besonders bei der Windkraft hat sich wenig getan. Im Jahr 2019 erzeugten Deutschlands Windräder 125 Terawattstunden. Im vergangenen Jahr war die Stromerzeugung per Windkraft mit 124 Terawattstunden sogar geringer. Geringe Schwankungen ergeben sich zwar zwischen den Jahren auch je nach Windaufkommen. Doch ist der Stillstand unübersehbar. Die installierte Leistung zur See und auf Land stieg über die vier Jahre gerade einmal um sieben Prozent auf rund 66 000 Megawatt.

Verlorene Jahre – verspielte Zukunft Windkraft stagniert – Sonne legt nur leicht zu (Grafik: Fraunhofer ISE)

Anders bei der Solarenergie. Im vergangenen Jahr legte sie dank des Zubaus an Anlagen im Vergleich zu 2019 immerhin um 31 Prozent auf 55 Terawattstunden zulegen. Im Gegensatz zu Windanlagen mobilisieren Solarpaneele – selbst, wenn sie in der offenen Landschaft aufgebaut werden – nur selten die Anwohner.

Nur noch Mittelfeld

In Europa ist Deutschland – einst Vorreiter bei den Erneuerbaren – inzwischen ins Mittelfeld gerückt. Mit rund der Hälfte grünem Stromanteil teilt die Bundesrepublik ihren Platz im Ranking mit Ländern wie Portugal, Spanien oder der Schweiz. Die Spitzenplätze halten Länder wie Norwegen mit 107 Prozent, Schweden mit 78 Prozent oder Irland mit 68 Prozent.

Grünstrom in Europa Deutschland nur Mittelmaß (Grafik: Fraunhofer ISE)

Positiv entwickelte sich dagegen der Stromexport. Im vergangenen Jahr nahmen deutsche Stromexporteure 3,8 Milliarden Euro mehr ein als sie für Importe ausgaben. Das ist grob gerechnet doppelt so viel wie der Durchschnittssaldo der vergangenen zehn Jahre. Hauptimporteure waren Österreich und Frankreich. Letzteres litt im vergangenen Jahr unter massiven Ausfällen seines veralteten Atomparks. Temporäre Stromlücken ersetzen Deutschlands Versorger hingegen vor allem mit Importen aus Dänemark, Norwegen und Schweden.

Deutschland wie gewohnt stark im Export Stromflüsse über die Grenzen (Grafik: Fraunhofer ISE)

Mehr: Fraunhofer ISE

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*