Die große Illusion – Stecker-Hybride schlechter als erwartet

Sie sollten den Verbrenner-Fans den Umstieg auf das E-Auto erleichtern. Doch eine aktuelle Studie zeigt: Stecker-Hybride sind teuer und alles andere als klimafreundlich.

Stecker-Hybride Werden meist als Verbrenner und zu selten als E-Wagen genutzt (Goran Horvat/Pixabay)
Stecker-Hybrid Werden meist als Verbrenner und zu selten als E-Wagen genutzt (Goran Horvat/Pixabay)

Stecker-Hybride sollen Emissionen und Kraftstoff sparen, indem sie zwischen einem Elektromotor, dessen Batterie am Stromnetz gleaden werden kann, und einem Verbrennungsmotor wechseln. Je nach Batterie und Nutzung können PHEVs (Plug-in Hybrid Electric Vehicles) angeblich Strecken von hundert Kilometer und mehr rein elektrisch fahren. Folglich sollten sie erheblich weniger Ausstösse erzeugen als herkömmliche Diesel- oder Benzinfahrzeuge. Und günstig im Kraftstoffverbrauch sein.

Stimmt nicht. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Denn im Autofahrer-Alltag emittieren Plug-in-Hybride im Schnitt pro Kilometer 135 Gramm Kohlendioxid. Sie liegen damit nur 19 Prozent unter dem CO2-Ausstoss von Verbrennern. Das ist 75 Prozent mehr, als offiziell kommuniziert. Denn selbst im Elektrobetrieb konsumieren PHEVs im Schnitt zusätzlich drei Liter Benzin auf hundert Kilometer. Dabei produzieren sie 68 Gramm CO2 pro Kilometer – achteinhalb mal so viel wie in offiziellen Tests angegeben.

Stecker-Hybride selten in reinem E-Betrieb

Der Grund für den Kraftstoffverbrauch ist die durchweg schwache Leistung der Elektromotoren. Sie sind in der Regel weder in der Lage, hinreichend zu beschleunigen, noch größere Steigungen zu bewältigen. Auch bei größerem Luftwiderstand aufgrund höherer Geschwindigkeiten muss der Verbrennungsmotor zusätzlich anspringen. Im Mittel unterstützt – selbst im vorgeblich reinen E-Betrieb – der Verbrennungsmotor auf einem Drittel der Strecke den Antrieb.

Doch nicht nur, wenn es um die Umwelt geht, ist die Bilanz der Plug-in-Hybride miese. Auch für die Autofahrer sind PHEVs ein teurer Spaß. Eine kürzlich veröffentlichte Auswertung von Daten der Europäischen Umweltagentur durch die Denkfabrik Transport & Environment (T&E) ergab, dass der zusätzliche Kraftstoffverbrauch den PHEV-Fahrern jährlich 500 Euro kostet. Damit nicht genug: Der durchschnittliche Verkaufspreis für Stecker-Hybride liegt – laut Bloomberg Intelligence – in Deutschland, Frankreich und im Vereinigten Königreich bei 55 700 Euro. Das sind immerhin 15 200 Euro mehr, als reine Batteriefahrzeuge kosten.

Stecker-Hybride Teuer fürs Klima und für die Autofahrer (T&A)

Verstärkt werden die negativen Kosten- und Umwelteffekte ironischerweise durch die – politisch gewollte – Tendenz, die Reichweite von PHEVs im E-Betrieb durch größere Akkus zu erhöhen. Da der Akku in E-Autos das teuerste Teil ist, steigt dadurch der ohnehin hohe Fahrzeugpreis. Zusätzlich macht die größere Batterie das Auto schwerer und treibt damit Kraftstoffverbrauch und CO2-Emission.

Lobby kriegt den Hals nicht voll

Trotz der mageren Umweltbilanz fordert die europäische Automobilwirtschaft die Abschaffung des sogenannten Nutzungsfaktors. Der geltende Nutzungfaktor geht davon aus, dass die Teilzeitstomer zu 84 Prozent im Elektromodus gefahren werden. Tatsächlich, so die T&E-Untersuchung, seien es nur 27 Prozent. Die EU will seit Jahren den Nutzungsfaktor der Realität angleichen. Dies würde sich für die Hersteller allerdings auf die Flottengrenzwerte auswirken und zu Strafzahlungen führen. Die Automobilindustrie fordert deshalb sogar die vollständige Streichung des Faktors.

Das Ergebnis wäre für Umwelt und Autofahrer katastrophal. Zusammen mit dem Aus für das sogenannte Verbrennerverbot ab 2035 würde das Aus für den Nutzungsfaktor zusätzliche Emissionen von 2,8 Gigatonnen CO2 mit sich bringen. Und den Autofahrern würde der Wegfall des Nutzungsfaktors suggerieren, dass der Kauf eines PHEVs wirtschaftlich vernünftig wäre.

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