Die Produktionsanlage von Porsche in Chile verstärkt die Zweifel an der Sinnhaftigkeit von E-Fuels für Pkw weiter

Es ist noch ganz frisch, dass die EU-Kommission auf Drängen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) eingelenkt hat, Pkw mit Verbrennermotoren für E-Fuels auch nach 2035 zuzulassen. Und schon gibt es Nachrichten von der Produktionsanlage von Porsche in Chile, die die Zweifel am Sinn synthetischer Krafstoffe für Pkw weiter schüren.

Demonstrationsfabrik von Porsche für die Produktion von E-Fuels in Chile:  Erklärungen lassen an den Erfolgsaussichten zweifeln (Foto: Porsche)
Demonstrationsfabrik von Porsche für die Produktion von E-Fuels in Chile: Erklärungen lassen an den Erfolgsaussichten zweifeln (Foto: Porsche)

Die Kritik war riesig, nachdem Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) mit einem Veto die EU-Kommission gezwungen hatte, entgegen der bisherigen Beschlussvorlage nach 2035 nun doch noch PKW mit Verbrennermotor zuzulassen – allerdings nur solche, die mit klimaneutral produziertem Treibstoff, sogenannten E-Fuels, fahren. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer verdammte den Einsatz von E-Fuels für Pkw, weil synthetisch produziertes Benzin ein “Energievernichter” sei. Für die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sind die von der FDP entworfenen “Szenarien, in denen E-Fuels eine günstige Alternative für die Mobilität darstellen” bis 2035 selbst bei optimistischen Annahmen “kaum vorstellbar”. Schub bekommen die Zweifler jetzt von Berichten über die Produkionsstätte, mit deren Hilfe der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche unter anderem zusammen mit Siemens und dem italienischen Energiekonzern Enel in Chile E-Fuels herstellen will. Denn weder gibt es dafür zur Zeit die dafür erforderliche Anlage, noch ist sicher, dass das dafür nötige CO2 tatsächlich einmal aus der Atmosphäre stammt und nicht aus Fabrikanlagen, was die Klimaneutralität der E-Fuels in Frage stellen würde.

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Kryptische Andeutungen

Die meisten Experten sehen in E-Fuels eine Möglichkeit, um Nutzfahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge klimaneutral auf die Reise zu schicken, keineswegs jedoch Pkw. Anlass für die neuerlichen Zweifel ist der Bericht eines US-Fachjournalisten, der die Anlage in Puntas Arenas in Chile besuchte. Ihm zufolge hat der Lieferant der Technologie, die für die Abscheidung von CO2 aus der Atmosphäre sorgen soll, eingestanden, dass er über diese noch gar nicht verfüge, sondern er nur “mit einem möglichen Einsatz” der Anlage rechne. Stattdessen werde “recyceltes CO2” per Lastwagen herbeigekarrt, also CO2, das Fabriken weiter ungehindert ausstoßen. Klimaneutral geht anders. Desweiteren steht die geplante Erweiterung der Produktionskapazität von 130 000 Liter E-Fuels pro Jahr auf 550 Millionen Liter im Jahr 2030 in den Sternen. Wegen strenger Umweltauflagen ist nicht absehbar, ob und wann die im ersten Schritt geplanten 65 Windräder für die Anlage gebaut werden. Der italienische Energiekonzern Enel hatte sich im Oktober des vergangenen Jahres aus der Umweltverträglichkeitsprüfung zurückgezogen und erklärt, durch die Auflagen könne der Bau der Windkraftanlagen unmöglich werden.

Porsche-Fahrer Lindner springt bei

Trotz allem will Bundesfinanzminister und Porsche-Fahrer Christian Lindner seinem Parteifreund Wissing und dem Stuttgarter Sportwagenhersteller offenkundig möglichst schnell zur Seite springen. Kaum war der umstrittene Deal mit der EU-Kommission unter Dach und Fach, kündigte der FDP-Vorsitzende auch schon an, E-Fuels künftiger weniger besteuern zu wollen als fossile Treibstoffe. “Wenn der Kraftstoff klimafreundlich ist, dann muss die Besteuerung von der Kraftfahrzeugsteuer bis zur Energiesteuer angepasst werden”, so Lindner, der für seine engen Kontakte bis in die Porsche-Spitze bekannt ist. Sein Ministerium werde dazu ein Konzept erarbeiten. “Es wird noch dauern, bis wir solche Fahrzeuge auf der Straße sehen und E-Fuels im Tank haben”, so der Liberale. “Aber für die Menschen und die Wirtschaft wird es eine wichtige Planungsgröße sein, dass die E-Fuels günstiger besteuert werden als fossile Kraftstoffe.”

In Düsseldorf, wo Lindner länger Politik machte, würde man dazu vermutlich mit der Kölner Mundartgruppe “Höhner” singen: “Echte Fründe ston zesamme, ston zesamme su wie eine Jott un Pott” – frei ins Hochdeutsche und auf Lindner übertragen: Echte Freunde stehen zusammen und essen zusammen mit Porsche vom gleichen Teller.

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