Die vier K.-o.-Zweifel der Deutschen am Elektro-Auto

Jeder zweite Autofahrer kann sich den Umstieg zur Elektromobilität zwar vorstellen. Jeder fünfte ist sogar entschlossen, sich als Nächstes einen Vollstromer zu kaufen. Doch viele Fahrer wollen mit der Anschaffung noch warten. Aus nachvollziehbaren Gründen.

Ladesäule Davon gibt zu wenig, meinen Autofahrer (AKrebs60/Pixabay)

Vier gewichtige Gründe halten Deutschlands Autofahrer vom schnellen Einstieg in die Elektro-Mobilität ab. Das ergab eine Umfrage des Duisburger CAR-Center Automotive Research von Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer zusammen mit der IBM, der Versicherung ERGO und dem Auto-Abo-Carrier Fleetpool. CAR hatte dazu etwa 2200 Autofahrer interviewt.

  • 71 Prozent der Befragten fanden die Preise für Elektro-Autos zu hoch.
  • Ebenso viele hielten die Reichweiten für zu kurz.
  • 70 Prozent meinten, die Ladezeiten dauerten zu lang.
  • 84 Prozent beurteilten die Dichte des Ladenetzes als unzureichend.

Dabei würde das knapp bemessene öffentliche Ladenetz nur jeden vierten E-Fahrer betreffen. Denn 75 Prozent der Befragten gaben an, dass für sie als Hausbesitzer oder als Mieter die Anbringung einer Ladebox möglich ist. CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer schließt aus dieser überraschend hohen Zahl von potentiellen Nutzern einer Wallbox im Wohnumfeld, dass die Zulassungszahlen für Stromer weiterhin steigen. Dafür spräche auch der zu erwartende Ausbau der Schnelllade-Säulen an Autobahnen. Immerhin hatten 96 Prozent der Autofahrer betont, dass es für sie wichtig sei, im Bedarfsfall ihre Antriebsbatterien schnell zu laden.

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E-Auto-Absatz hat sich verzehnfacht

Die Ergebnisse der Befragung decken sich weitgehend mit den Einschätzungen des europäischen Autoproduzentenverbandes ACEA. Der Absatz der E-Autos, so der Verband, habe sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verzehnfacht. Dagegen sei die Zahl der öffentlichen Ladestationen nur um das zweieinhalbfache gestiegen. Früher oder später werde es zu “einer Blockade auf der Straße” kommen – es sei denn, die Politik sorge für die notwendige Infrastruktur, zitiert die Tageszeitung Die Welt den BMW-Chef und ACEA-Präsidenten Oliver Zipse.

Eine Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) kam zu ähnlichen Ergebnissen wie die Duisburger CAR. Danach waren 46 Prozent zum Kauf eines BEVs, also eines vollelektrischen Fahrzeugs, bereit. Nur 31 Prozent schlossen den Kauf eines Vollstromers kategorisch aus. 22 Prozent waren sich noch unsicher. Allerdings wollten sich 79 Prozent der Umstiegswilligen noch drei Jahre Zeit lassen.

Die BEV-Bereiten erwarten in den kommenden Jahren große Technologiesprünge und entsprechende Preisentwicklungen nach unten. Deshalb befürchten sie, dass ein zu früher Kauf den Restwert der E-Autos drücken könnte. Darüber hinaus hoffen sie, dass in einigen Jahren die typischen Nachteile wie geringe Reichweite oder hohe Anschaffungspreise dank technischen Fortschritts oder der Marktentwicklung weniger ins Gewicht fallen.

Stromer fördern Verbreitung von Auto-Abos

Die CAR-Befragung ging auch deshalb gesondert auf die Möglichkeiten von Auto-Abos ein. Wie andere Modelle der sogenannten Sharing-Ökonomie vermindern Auto-Abos die finanziellen Risiken für die Nutzer. Dies gilt insbesondere für E-Fahrer wegen erwähnten Preisverfalls. Wenig überraschend ist daher die hohe Zustimmung von 46 Prozent der Befragten zu der Aussage, dass Auto-Abos den Einstieg in die E-Mobilität erleichtern. Immerhin 72 Prozent der Interviewten können sich ein Auto-Abo für ihr E-Vehikel vorstellen.

Ein Fazit der Studie lautet, dass das Auto-Abo die Verbreitung der E-Mobilität fördern könne. Schließlich vermindere das Auto-Abo gefühlte Stromer-Risiken wie Batterie-Lebensdauer, Wertverlust oder Ladeinfrastruktur. Umgekehrt könnten die E-Fahrzeuge mit ihrer besonderen Risiko-Struktur das noch wenig bekannte Auto-Abo populär machen.

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