Ein richtiger Mann braucht ein kräftiges Stück Fleisch!

Männer essen doppelt so viel Fleisch wie Frauen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Das muss nicht so sein. Denn letztlich ist der maskuline Überkonsum von Fleisch schädlich – für Mann und Gesellschaft.

Fleisch
Fleisch auf dem Grill Zu viel ist zu viel – selbst für den Mann (Klaus Steves/Pixelio.de)

1,1 Kilogramm Fleisch ist ist der gewöhnliche deutsche Mann pro Woche. Zu viel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt je nach Körpergewicht den Verzehr von 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche. Deutschlands Männer konsumieren also etwa doppelt so viel wie von Gesundheitsexperten empfohlen.

Einer weltweiten Studie zufolge, die in der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurde, sterben pro Jahr elf Millionen Menschen weltweit an unausgewogener Ernährung. Die DGE warnt vor dem Risiko von Darmkrebs, Diabetes oder Gefäßkrankheiten durch zu viel Verzehr von rotem Fleisch oder Wurst. Doch nach wie vor beobachtet die DGE, dass Männer bei der Ernährung eher rotes Fleisch, Nudeln und Käse bevorzugen, Frauen Gemüse, Geflügel und Quark.

Kerle stehen auf Fleisch, Mädels essen Quark

Das ist nicht naturgegeben. Die französische Sachbuchautorin Nora Bouazzouni hat sich in ihrem Buch Steaksisme mit der besonderen Beziehung, die Männer zum Fleischverzehr haben, beschäftigt. “Unsere Essgewohnheiten sind sehr gegendert”, erklärt Bouazzouni dazu der linken Tageszeitung TAZ, “aber sie sind veränderlich. Es ist ein Mythos, dass Männer von Natur aus Fleischesser sind und Frauen auf Gemüse stehen.”

Martin Winter, Soziologe an der Technischen Universität Darmstadt, kann dem nur zustimmen. Fleisch werde vor allem kulturell mit Männlichkeit in Verbindung gebracht. Es sei Symbol der Herrschaft über die Natur. Als entscheidende Ursache der Fleischverteilung sieht er die Arbeitsteilung in der bürgerlichen Gesellschaft. Männer arbeiteten in der Produktion, Frauen in der Reproduktion. Das Protein sei zur Zeit der Industrialisierung gleichsam als der Brennstoff für die harte körperliche Arbeit von Männern gesehen worden. Heute noch werde Fleisch mit physischer Kraft assoziiert. Deshalb gälten Männer, die sich vegetarisch ernährten, vielfach als unmännlich.

Rechte lieben Fleisch

Tatsächlich tendieren Männer mit traditionellem Rollenbild und politisch rechten Einstellungen eher zum exzessiven Fleischkonsum. Einer Untersuchung des französischen Meinungsforschungsinstituts IFOP zufolge sehen sich 33 Prozent der bekennenden Vielfleischesser als Sympathisanten der äußeren Rechten, 21 Prozent bezeichnen sich als Rechte und nur zehn Prozent als Linke.

Mehr: TAZ

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