Energie-Startup 1KOMMA5°: Beschwerde gegen Wirtschaftsministerin Katharina Reiche wegen Gaskraftwerken

Das Hamburger Energie-Startup 1KOMMA5° fürchtet um sein Geschäftsmodell, Verbraucher flexibel mit kostengünstigem Strom unter anderem aus Stromspeichern zu beliefern – weil Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) einen riesigen Park an Gaskraftwerken zur Versorgungssicherheit in Deutschland subventionieren will. Dagegen haben die Hanseaten jetzt Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt.

Eigenwerbung von 1KOMMA5°: Hochsubventionierte Gaskraftwerke würden Geschäftsmodell und flexible Strombelieferung behindern (Foto: 1KOMMA5°)
Eigenwerbung von 1KOMMA5°: Hochsubventionierte Gaskraftwerke würden Geschäftsmodell und flexible Strombelieferung behindern (Foto: 1KOMMA5°)

Die Idee ist einfach: Der Verbraucher erhält immer den gerade günstigsten Strom – sei es von der Strombörse in Leipzig, wo der Preis bei viel Wind und Sonne gegen null geht, sei es aus einem der immer häufigeren Stromspeicher, die bei Mangel an Wind und Sonne einspringen. Mit diesem Geschäftsmodell der flexiblen Stromversorgung will das Hamburger Startup1KOMMA5°, benannt nach der erhofften Beschränkung des Temperaturanstiegs auf der Erde in den kommenden Jahren, Geld verdienen. Doch dieses Ziel ist ein Gefahr, weil Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) einen gigantischen Park an Gaskraftwerken für Deutschland plant, die im Falle zu geringer Mengen an Grünstrom einspringen sollen. Weil diese Gaskraftwerke aber nur sehr selten laufen und nur mit hohen Strompreisen profitabel zu betreiben sind, will die Bundesregierung die Meiler subventionieren. Dagegen hat 1KOMMA5° Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. Nach Meinung des Startups soll es, so der Tenor der Beschwerde, anstelle hochsubventionierter Gaskraftwerke einen echten und technologieoffenen Wettbewerb unter anderem mit den immer zahlreicheren großen Stromspeichern oder zusammengeschalteten regionalen Stromproduzenten, sogenannten virtuellen dezentralen Anbietern, geben.

1KOMMA5° will für besseren Backup ohne Subventionen sorgen

„Die geplanten Gaskraftwerke sollen dann anspringen, wenn Sonne und Wind nicht ausreichen“, so Philipp Schröder, Chef und Mitgründer von 1KOMMA5°. „Genau das bilden auch gebündelte dezentrale Systeme in Form virtueller Kraftwerke ab. Bei Engpässen reduzieren sie den Stromverbrauch durch das gezielte und koordinierte Verschieben von Verbrauch und können gleichermaßen Strom aus privaten Batterien und E- Autos bereitstellen, wenn dieser wiederum gebraucht wird.“ Neue Gaskraftwerke zu subventionieren wäre rechtlich nur dann zulässig, wenn keine Wettbewerbsverzerrungen entstünden und die Maßnahmen technologieoffen, notwendig und angemessen seien, also keine besseren Instrumente ohne Subventionen bestünden. Genau dafür will jedoch 1KOMMA5° sorgen.

Reiches geplanter Riesenpark an Gaskraftwerken wankt

Mit der Beschwerde von 1KOMMA5°gerät der Plan von Ex-Energiekonzern-Managerin Reiche, Deutschland mit teuren, aber hochsubventionierten Gaskraftwerken zu überziehen, immer weiter unter Druck. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll sich die EU-Kommission bereit erklären, nur die Subventionierung von Gaskraftwerke mit einer Leistung von 12 bis 12,5 Gigawatt zu genehmigen – statt mindestens 20 Gigawatt, wie von Reiche vorgesehen. Auch ein Rechtsgutachten der Kanzlei K&L Gates im Auftrag der Deutsche Umwelthilfe (DUH) besagt, dass die von Reiche geplante Sicherheitsreserve in Form von Gaskraftwerken mit einer Kapazität von 20 bis 35 Gigawatt nicht mit EU-Beihilferecht vereinbar seien.

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