Abfallverbrennung ist das lukrative Nebengeschäft der Zementkonzerne

Die Baustoff-Industrie hat sich klammheimlich zu einem der größten Spieler in der Müllverbrennung gemausert. Den Konzernen ist es so gelungen, Kosten für Brennstoffe in Gewinne aus der Abfallentsorgung zu verwandeln.

Baustoff-Werk Nebengeschäft Müllverbrennung (patrick gantz/Pixabay)

Doch meistern die Zementbrenner die komplizierten chemischen Prozesse bei der Abfallentsorgung nur unzureichend. Der Gesetzgeber drückt dabei ein Auge zu und erlaubt Ausnahmen. Zementwerke, die Abfall verbrennen, stoßen deutlich mehr Schadstoffe aus als Anlagen, die nur Kohle verfeuern. Vereinzelt wird sogar die doppelte Menge an Kohlenmonoxid ausgestoßen. Die Ausnahmeregeln erlauben für fast alle Zementwerke achtfache Schwefeldioxid-Emissionen. Bei den Kohlenmonoxid-Werten ist in Einzelfällen sogar eine 60-fache Überschreitung der Grenzwerte erlaubt.

Für die Großzügigkeit des Gesetzgebers gibt es keinen vernünftigen Grund. Strengere Grenzwerte sind nach dem Stand der Technik durchaus einzuhalten. Allein durch den Einsatz sogenannter SCR-Filter könnte etwa der Ausstoß von Stickoxiden um bis zu vierzig Prozent gesenkt werden. Für einzelne Umweltgifte ist sogar eine Reduzierung bis zu 95 Prozent möglich. Jedoch hat nur jedes sechste Zementwerk diese Filter eingebaut. Grundsätzlich ist jedoch nichts gegen die Verbrennung von Abfall in Zementwerken einzuwenden. Die Verwertung der Abfälle als Energieträger ist eine Möglichkeit CO2 einzusparen.

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Tierkadaver und alte Reifen

Inzwischen werden – mit einer Ausnahme – in allen deutschen Zementwerken abgefahrene Autoreifen, Altöl, zermahlene Tierkadaver oder Hausabfälle verheizt. Im Jahr 1996 lag der Anteil der Abfälle, die in Zementwerken verheizt wurden, noch bei etwa einem Achtel. Inzwischen ist er auf über zwei Drittel angestiegen. 2019 landeten 3,8 Millionen Tonnen Müll als Heizmaterial in deutschen Zementwerken. In Baden-Württemberg beispielweise heizen bis eine Ausnahme alle Werke ausschließlich mit Abfall.

Für die Baustoffkonzerne ist die Müllverbrennung ein lukratives Nebengeschäft. So nimmt der Schweizer Konzern Holcim nach Recherchen des Info-Portals Business Insider allein im schleswig-holsteinischen Werk 13,5 Millionen Euro über das Müllgeschäft ein. Damit, so Business Insider, stamme etwa die Hälfte des Betriebsergebnisses dieses Zementwerkes aus den Abfallaktivitäten. Nicht eingerechnet sei dabei die Ersparnis an Heizstoffen. Die dürfte nach den Berechnungen der Rechercheure des Portals eine zweistellige Millionensumme zusätzlich betragen.

Klammheimliche Profite

Heikel: Holcim weist – wie fast alle andern Baustoffkonzerne – die Erträge aus der Abfallverbrennung in seinem Geschäftsbericht nicht gesondert aus. Dabei gehört das Müll-Business seit Jahrzehnten zum Geschäftsmodell der Zementbranche. Bei HeidelbergCement summieren sich laut Business Insider allein die Einsparungen durch die Müllverbrennung auf rund 380 Millionen Euro.

Die BSE-Seuche nach der Jahrhundertwende wurde so beispielsweise zum Segen der Zementbrenner. Damals mussten eine halbe Million Tonnen an verarbeiten Tierkadavern verbrannt werden. Heute sind es zunehmend Kloakenreste oder alte Windradflügel, die ihr Ende im Drehrohrofen finden.

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