Geothermie – umweltfreundlich aber wenig genutzt

Der Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch in Deutschland wächst Jahr für Jahr. Aber während Wind und Sonne mittlerweile 45 Prozent aller Energie liefern, wird das Potenzial der Geothermie viel zu wenig genutzt. Aber warum?

Geothermie ist umweltfreundlich, wird aber zu wenig genutzt (Bild: wikilmages/pixabay)

Umweltfreundlich erzeugte Energie wird immer wichtiger. Der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch in Deutschland hat sich nach Angaben des Bundesumweltamtes binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt und erreichte im vergangenen Jahr einen Anteil von 45 Prozent. Getragen wird der Boom allerdings ganz überwiegend von Windrädern, Solar- und Photovoltaikanlagen. Das Potenzial der Erdwärme wird dagegen kaum ausgeschöpft: Der Anteil der Geothermie stagniert zwischen 14 und 15 Prozent, obwohl Erdwärme nahezu unbegrenzt und witterungsunabhängig zur Verfügung steht und das Klima kaum belastet.

100 Grad heißes Wasser schon in zwei bis drei Kilometer Tiefe

Auf Island, wo Geothermie schon seit Jahrzehnten zum Heizen und zur Stromerzeugung genutzt wird, ist diese Urenergie an vielen Stellen schon an der Oberfläche sichtbar: Geysire schleudern in regelmäßigen Abständen kochend-heißes Wasser aus geringer Tiefe in die Höhe. Aber auch in Deutschland findet sich vielerorts heißes Wasser mit Temperaturen von mehr als 100 Grad schon in zwei bis drei Kilometer Tiefe. Ganze Städte könnten damit ganzjährig mit Fernwärme versorgt werden, klimaneutral und ganz unabhängig davon, ob der Wind weht oder die Sonne scheint.

Geothermieanlagen sind hocheffizient und fast klimaneutral

Trotzdem steuern Geothermie-Anlagen nur rund eineinhalb Prozent zum Wärmeverbrauch bei. “Um den Klimawandel zu stoppen, müssen wir überall die Treibhausgasemissionen reduzieren”, sagt Niklas Höhne vom NewClimate Institute. “Es ist essenziell, dabei auch die Wärmeerzeugung im Blick zu behalten.” Bislang entstehen bei der Wärmeerzeugung durch private Heizanlagen oder konventionelle Kraftwerke zwischen 20 und 30 Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgase. Erdwärme verursacht kaum CO2, der Einsatz gilt als ähnlich effizient wie Heizungsanlagen, die mit Holzpellets oder Deponiegas betrieben werden.

Bei schlampigen Bohrungen drohen schwere Gebäudeschäden

Nach Angaben des Branchenverbandes Geothermie gibt es bundesweit derzeit 38 Anlagen mit einer durchschnittlichen Bohrtiefe von 2500 Metern. Eine weitere Anlage soll demnächst in der Region rund um Freiburg entstehen. Der Oberrheingraben gilt als besonders aussichtsreich für das Vorhaben. Allerdings gibt es auch berechtigte Argumente gegen die Erdwärmenutzung. Welche Schäden bei schlampigen Bohrungen entstehen können, ist in Staufen im Breisgau zu sehen. Tiefe Risse ziehen sich durch mehr als 200 zum Teil denkmalgeschützte Gebäude, weil sich die Altstadt infolge unsachgemäßer Bohrungen im Jahr 2007 um bis zu 45 Zentimeter gehoben hat. Ähnliche schwerwiegende Probleme gab es im vergangenen Jahr bei Geothermie-Bohrungen in Frankreich.

Hohe Investitionskosten bremsen den Ausbau der Geothermie

Doch solche Schäden lassen sich vermeiden. Zum Beispiel durch das sogenannte hydrothermale Verfahren, wie es mittlerweile in Deutschland genutzt wird. Dabei werden zwei Bohrungen angelegt: Aus der einen wird das Thermalwasser hochgepumpt, durch die andere zurück ins Erdinnere geleitet. Das Prinzip hat sich beim Betrieb von Thermalbädern seit Jahrhunderten bewährt. Es gibt noch einen Grund, warum Geothermie bisher so wenig genutzt wird: die Kosten. Die Bohrungen sind teuer und nicht immer ist die Suche nach heißem Wasser aus der Tiefe erfolgreich.

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