Vernichtende Urteile über Mini-Atommeiler von Gates und Buffett

Der Medienrummel ist riesig, den der Microsoft-Gründer Bill Gates und die Investorenlegende Warren Buffett um ihr geplantes Mini-Atomkraftwerk im US-Bundesstaat Wyoming entfachen. Die Kritiker übertönen können sie nicht.

Unbeirrbar auf Atomkurs: Multimilliardär und selbsternannter Klimaretter Bill Gates (Foto: Senator Chris Coons – Meeting with Bill Gates – Nov. 8. , 2019)

Die Show ist natürlich perfekt. Er sei gespannt, twitterte Bill Gates, nicht ohne die Arbeiterschaft der Region mit einzubeziehen. Endlich soll unter seinem Mitwirken sowie der Mithilfe von Warren Buffett im US-Bundesstaat Wyoming das erste Mini-Atomkraftwerk gebaut werden. Lediglich ein Drittel der Leistung eines klassischen AKW soll der Meiler zunächst haben, den der Gründer des amerikanischen Softwareriesen Microsoft und die US-Investorenlegende bauen lassen wollen. Gekühlt werden die nuklearen Brennelemente nicht wie sonst mit Wasser sondern mit Natrium, einem Bestandteil von Kochsalz. Das soll den Meiler besonders sicher wie kostengünstig machen. Für Gates ist die Technologie ein Klimaretter oder, wie er es nennt, ein “Gamechanger” bei der Abschaffung der klimaschädlichen Stromerzeugung mit Hilfe fossiler Energien.

Vernichtende Urteile von Experten

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Die Fragwürdigkeit der Idee, statt mit erneuerbaren Energien mit Nuklearkraft den CO-Ausstoß zu stroppen, kann aber auch der Medienrummel der beiden Multimilliardäre nicht übertünchen. Nicht nur ein Gutachten unter anderem des Freiburger Öko-Instituts im Auftrag des Bundesumweltministeriums strafte die meisten Behauptungen über die angeblichen Segnungen der sogenannten Small Modular Reactors (SMR) vor kurzem Lügen. Auch andere Experten halten im Grunde nichts von den Minimeilern, von denen weltweit viele tausend gebaut werden müssten, um einen Beitrag zur Klimarettung zu leisten.

Ein Irrweg

Arjun Makhijani, Präsident des amerikanischen Institute for Energy and Environmental Research, sagt über die nukleargkühlten AKW schlicht: „Sie sind ein Irrweg“, sagt . Die Reaktoren wären viel zu teuer, die Idee mit Natrium sei wiederholt gescheitert. Vernichtend fällt auch die Kritik von Edwin Lyman, Physiker und Direktor Atomsicherheit bei der amerikanischen Stiftung United Concerned Scientists, an der neuen sogenannten vierten Generation der Atomkraft aus. „Sie ist reine Zeit- und Geldverschwendung“, meint der Wissenschaftler. Natriumgekühlte AKW seien nicht sicherer und effizienter, sondern teuerer. Analysten der Barclays-Bank glauben ohnehin nicht, dass die Technologie in den nächsten zehn bis 15 Jahren für eine kommerzielle Anwendung bereit sei.

Fehlschläge in der Vergangenheit

Die bisherigen Erfahrungen mit der Natriumkühlung jedenfalls sind negativ. Beim schnellen Brüter Monju in Japan kam es immer wieder zu Natrium-Austritten. Nach seiner Inbetriebnahme 1995 lief die Anlage ganze 250 Tage und wurde 2010 endgültig vom Netz genommen. Beim schnellen Brüter Superphénix in Frankreich verlängerte sich die Bauzeit auf elf Jahre und die Kosten explodierten. Nach diversen Lecks und wegen Bauschäden wurde der Reaktor 1997 stillgelegt.

Kein Wunder, dass Gates und Buffett da gern beim Steuerzahler die Hand aufhalten – und ihr Konsortium 160 Millionen Dollar beim US-Energieministerium für den Reaktorbau abstaubten.

Mehr: Handelsblatt

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