Energieriese E.On und Deutsche ErdWärme wollen gemeinsam Wärmewende vorantreiben

Die tiefe Geothermie könnte nach Einschätzung der beiden Partner mehr als ein Viertel des jährlichen Wärmebedarfs bereitstellen – unabhängig von Wind und Wetter.

Geothermie-Bohrung bei Karlsruhe Erdwärme gibt es auch bei Windstille und Dunkelheit (Foto: Deutsche Erdwärme)

Die Unternehmen haben eine Kooperationsvereinbarung für die gemeinsame Umsetzung von Geothermie-Vorhaben geschlossen. Sie wollen ihre Erfahrung bei der Gewinnung von Erdwärme in Tiefen von 1000 bis hin zu 4000 Metern bündeln. E.On als eines der größten Energie-Carrier Europas und die Deutsche ErdWärme (DEW) als Deutschlands größter Entwickler und Betreiber von Erdwärmeanlagen gehen davon aus, dass die tiefe Geothermie künftig eine entscheidende Roll im nachhaltigen Energiemix spielen wird.

“Erdwärme kann fossile Energieträger in den Bereichen Heizung und Warmwasser sowie als industrielle Prozesswärme klimaneutral ersetzen“, sagt Herbert Pohl, Gründer und Geschäftsführer der DEW. Rund 40 Prozent des Energieverbrauchs entfallen heute auf den Wärmesektor. Öl und Gas spielen beim Heizen von Wohnungen, Büros und Fabrikhallen, aber auch für die industrielle Prozesswärme, die zum Beispiel die Chemie benötigt, die Hauptrolle. Dabei entstehen enorme CO2-Emissionen. Auf Strom als Energieträger entfielen im Jahr 2020 nur etwa 21 Prozent. Der Strom stammt zwar in Deutschland inzwischen fast zur Hälfte aus nachhaltigen Quellen. Für die Beheizung von Gebäuden oder für die Erzeugung von Prozesswärme ist er jedoch zu teuer. Strom als Energieträger ist für Endverbraucher fast fünfmal so teuer wie Gas oder Heizöl.

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99 Prozent der Erde heißer als 1000 Grad

Die Erde kann deutlich mehr an Energie liefern als die Menschheit braucht. Tag für Tag strahlt die Erde viermal so viel Energie ab, wie die Menschen konsumieren. Doch bislang liegt der Anteil der Erdwärme am Energieverbrauch bei nur ein Prozent. Dabei ist die Energie des Globus schier unerschöpflich. 99 Prozent der Erdmasse sind heißer als tausend Grad Celsius. Selbst wenn man die Erschließung tieferer Erdschichten als Utopie ausschließt: Allein die oberen zehn Kilometer der Erdkruste – im Grunde ein extrem kleiner und vergleichsweise kalter Teil der Erde – bergen mit rund 278 Milliarden Terawattstunden etwa hunderttausendmal mehr Energie als die Menschen brauchen. Zum Vergleich: Der jährliche Energiebedarf Deutschlands schwankte während der vergangenen dreißig Jahre um 2500 Terawattstunden.

20 Kilometer tiefe Bohrungen

Ein Startup in Boston namens Quase will künftig sogar Bohrungen bis zu zwanzig Kilometer Tiefe vortreiben. Die Ingenieure aus Massachusetts wollen dabei Schichten anbohren, in denen Temperaturen von 500 Grad Celsius und mehr herrschen. Sollte der kühne Plan der Amerikaner aufgehen, wird sich das erreichbare Energiepotential folglich mehr als verdoppeln.

E.On und DEW sind da bescheidener. Sie stützen sich auf Erhebungen des Fraunhofer Instituts, nach denen die Erdwärme in Deutschland aus Tiefen zwischen 400 und 5000 Metern immerhin 300 Terawattstunden und damit ein Viertel des jährlichen Wärmebedarfs liefern kann. Im ersten Schritt wollen die beiden Partner Projekte in Nordrhein-Westfalen umsetzen. Die Zusammenarbeit reicht von der Identifikation geeigneter Projekte, Machbarkeitsstudien, Genehmigungsverfahren bis hin zum Kraftwerksbau und dem Betrieb der Anlagen.

Mehr: Deutsche ErdWärme/E.on

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