Ernährung: Flexitarier sind im Kommen

Bio und Pflanzliches sind die großen Ernährungstrends. Mehr Verbraucher – die Flexitarier – beschränken zudem bewusst ihren Fleischkonsum.

Teller mit aus pflanzlichen Zutaten hergestellten Calamari: Auch für Flexitarier eine Alternative
Calamari auf Pflanzenbasis Alternative für Flexitarier Bild: Frostkrone Foodgroup

Die Großeltern-Generation erlebte es noch als normal. Weil Fleisch teuer und das Haushaltsbudget knapp waren, kam der Braten meist nur sonntags auf den Tisch. Aktuell gewinnen Verbraucher wieder Gefallen an der Beschränkung. Diesmal allerdings aus Sorge ums Klima und ihre Gesundheit. Inzwischen essen 41 Prozent der Deutschen ganz bewusst nurmehr gelegentlich Fleisch. Das geht aus einer Umfrage der Meinungsforscher von Forsa anlässlich der heute in Köln beginnenden weltgrößten Lebensmittelmesse Anuga hervor. Und natürlich gibt es schon ein Wort für diese Ernährungsweise – Flexitarier.

ANZEIGE

Flexitarier wählen die Ampel

Sie finden sich wenig überraschend mit 53 Prozent vor allem unter Anhängern der Grünen. Aber auch FDP- (43 Prozent) und SPD-Wähler (42 Prozent) neigen der Kost zu. CDU/CSU-Fans hingegen sind eingefleischte Steak- und Wurstfreunde. Motto: Jeder richtige Mann braucht ein kräftiges Stück Fleisch. Und damit sogar stärker aufs Schwein und Rind fixiert als AfD-Gefolgsleute, unter denen sich immerhin fast jeder Dritte in Fleischabstinenz übt.

Thunfischersatz aus Meeresalgen

Mit der Abwendung von tierischen Erzeugnissen einher geht der Trend zu Produkten pflanzlicher Herkunft – am liebsten mit Bio-Siegel, berichtet die Messeleitung. Veggie-Burger und Gehacktes aus Linsen füllen schon länger die Supermarktregale. Jetzt drängeln sich Alternativprodukte für alles aus dem Meer in den Vordergrund: Thunfischersatz aus Meeresalgen, vegane Shrimps und Calamari und Krabbenbratlinge zum Beispiel. Worin der Sinn besteht, einen Eiersalat aus Sonnenblumenöl und Sojaproteinen weiter Eiersalat zu nennen, darüber kann man trefflich streiten.

Klima wichtiger als Gaumenfreude

Befragt zu den Motiven, warum sie häufiger zu Pflanzlichem greifen, nennen 62 Prozent den Schutz von Umwelt und Klima an erster Stelle. Mit 52 Prozent rangiert die Sorge ums Tierwohl noch vor der um die eigene Gesundheit mit 51 Prozent. Für die Rettung des Planeten nimmt eine Mehrheit gerne Abstriche beim kulinarischen Genuss in Kauf. Nur rund jeder fünfte Käufer gibt “weil es mir schmeckt” als Grund an (siehe Grafik unten).

Die Tabelle gliedert in Prozent aus, aus welchen Gründen Konsumenten zu pflanzlichen statt tierischen Produkten greifen
Was Käufer zu pflanzlichen statt tierischen Erzeugnissen greifen lässt Quelle: Forsa

Den Herstellern geht jedenfalls die Fantasie nicht aus, den Verbrauchern neue Kreationen schmackhaft zu machen. Zu den Versuchsballons gehören: Ein aus Aprikosenkernen gewonnener Joghurt-Ersatz, ein Sodagetränk aus fermentiertem Gurkensaft, Cannabis-Chips, ein Haferdressing und ein Kartoffel-Omelett aus der Dose. Wer’s mag, wer’s braucht. Offenbar die wenigsten, berichtet Stefanie Sabet, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). “Nur etwa ein Drittel der Innovationen überlebt am Markt.”

Was auf eine ausgewogene Einkaufsliste gehört

Bedarf es bei dieser vielfältigen Auswahl auch noch des wachsenden Angebots an Nahrungsergänzungsmitteln gegen vermeintliche Mangelerscheinungen? Wissenschaftler und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnen vor leichtfertigem Konsum. Allenfalls in Ausnahmefällen sei die Einnahme sinnvoll.

Besser sei es, seinen Körper mit einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Kost mit allen notwendigen Vitaminen und Mineralien zu versorgen, raten die Experten. Was dafür auf die Einkaufsliste und in den Kochtopf gehört, hat übersichtlich die Ernähungsfachfrau Jutta Löbert auf einer Seite der Bayerischen Rundfunks zusammengestellt. Dann guten Appetit!

Mehr: bvlh Zeit br

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*