Retten uns die Biogas-Bauern vor der russischen Kälte?

Fünf Prozent der russischen Gaseinfuhren könnte sofort durch einheimisches Biogas ersetzt werden. Denn vor allem überholte Förderrichtlinien bremsen die Produzenten aus. Mittelfristig könnten die Erzeuger das Russengas sogar zu achtzig Prozent ausgleichen.

Biogas-Anlage auf dem Lande Wird die Loslösung von Putins Gas bürokratisch verhindert? (Wilhelmine Wulff/Pixelio)

Das behauptet jedenfalls Biogas-Präsident Horst Seide. Wegfallen müsste die Deckelung, die nur einen Teil der gelieferten Energie einer Anlage fördert. Das würde nach Meinung von Seide schon reichen, damit die Branche aus dem Stand 20 Prozent mehr Gas liefern könne. Das entspräche etwa fünf Prozent der russischen Lieferungen.

Mittelfristig sieht der Chef des Fachverbandes Biogas jedoch noch ganz andere Potentiale. Würde die Politik die Genehmungsprozeduren vereinfachen und andere Hürden beseitigen, könnte die Branche jährlich 216 Milliarden Kilowattstunden Energie bereitstellten. Das würde 42 Prozent des Russengases ersetzen.

Bis zu 80 Prozent ersetzbar

Damit nicht genug: Dürften die Bauern die Biomasse von stillgelegten Flächen nutzen und erhielten Hilfen für die Umrüstung der Anlagen zur Einspeisung ins Gasnetz, seien sogar 450 Milliarden Kilowattstunden möglich. Das entspricht 80 Prozent der Gaseinfuhren aus Putins Reich.

Immerhin erzeugen deutsche Hersteller trotz der fragwürdigen Förderrichtlinien etwa die Hälfte des Biogases in der Europäischen Union. Mit Abstand kommt der größte Teil der dafür verwendeten Biomasse vom bäuerlichen Acker. Er stammt also aus vergorenen Mais, Raps oder Rüben. Nur 20 Prozent kommen aus Bioabfällen, Reststoffen oder Gülle.

Nachhaltiger Energieträger mit Macken

Viele Agrar-Aktivisten stoßen sich daran, dass Güter, die auf den Teller gehören, zu Gas vergoren werden. Schlimmer noch: Etwa fünf Prozent des in den Biogasanlagen erzeugten Methans gehen nicht ins Gasnetz oder in die Stromerzeugung, sondern in die Atmosphäre.

Methan gilt jedoch zu Recht als gefährliches Klimagas. Über zwanzig Jahre gerechnet ist seine klimaschädliche Wirkung 86-mal stärker als die von CO2. Allerdings stammt der weitaus größere Anteil des frei vagabundierenden Methans aus den Mägen von Kühen, aus Reisfeldern und Mooren oder entweicht Bohrlöchern und Pipelines.

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