Umweltdrama durch Nutella?

Nuss-Monokulturen zerstören in Italien historische Landschaften und das Gleichgewicht von Gewässern. Weil der Anbau viel Geld bringt, verdrängen riesige Nussflächen die traditionelle Landwirtschaft mit kleinteiligen Feldern, Weiden und Büschen.

Der industrielle Nussanbau bedroht Kulturlandschaften und Natur.
Der industrielle Nussanbau bedroht Kulturlandschaft und Natur (Peter von Bechen/Pixelio)

Die Ausweitung der Nussplantagen hat in Italien bedrohlichere Züge angenommen. So habe der Haselnuss-Anbau für die Bedürfnisse der Nahrungsmittelkonzerne in Etrurien das Wasser, den Boden und die Luft verseucht, sagt Famiano Cruciarelli. Der Präsident der Umweltinitiative Biodistretto delle Via Amerina e delle Forre ist jedoch kein radikaler Gegner des Hazelnussanbaus: “Für die Region ist die Haselnuss eine wichtige Einnahmequelle, allerdings wird sie ohne jede Rücksicht auf Nachhaltigkeit angebaut.” An einigen Orten sei es bereits zu Bodenerosion gekommen, weil die übermäßige Verwendung von chemischen Düngemitteln und Schädlingsbekämpfung der Erde Feuchtigkeit und Nährstoffe entziehe.

Hinzu kommt der Einsatz von schweren Maschinen und brachiale Anbaumethoden. Die Nüsse werden erst geerntet, wenn sie reif zu Boden fallen. Um die Ernte zu vereinfachen, halten die Agrarbetriebe den Boden zwischen den Sträuchern frei von Vegetation. In den ohnehin trockenen, mediterranen Landschaften führt das vor allem während der Erntezeit zur Belastung der Luft mit chemisch verseuchtem Staub. Traurige Berühmtheit erlangte der Vico-See in der Region Latium, der von Haselnussfarmen umgeben ist. Die eingespülten Düngemittel haben das Wachstum von karzinogenen Rotalgen begünstigt.

Einer der größten Abnehmer ist der Nutella-Hersteller Ferrero. Der Konzern hat den Plan Progetto Nocciola Italia entwickelt, demzufolge der Haselnuss-Anbau um 30 Prozent gesteigert wird. Dass es nicht so weiter gehen kann wie bisher, leugnet selbst Ferrero nicht. Künftig will der Konzern verstärkt nachhaltigere Anbaumethoden fördern.

Mehr: Deutsche Welle