Forscher fordern jährlich über 200 Milliarden Dollar Klima-Reparationen von Fossil-Konzernen

Ob Saudi Aramco, ExxonMobil oder Total – die Profiteure der Fossilwirtschaft sollen summiert eine Fünf-Billionen-Dollar-Rechnung für Klima-Reparationen begleichen.

Erdölförderung in Kanada Verursacher der Umweltkatastrophe sollen Klima-Reparationen in Billionenhöhe zahlen (Ptra/Pixabay)

Die Forderung ist das Ergebnis einer Kostenanalyse, die gestern in dem Klima-Journal One Earth vorgestellt wurde. Autoren sind der Öko-Finanzexperte Richard Heede vom Climate Accountebility Institute in Colorado und Marco Grasso, Spezialist für ökologische Ethik an der Universität Mailand-Bicocca. Sie quantifizierten die Schäden, die in den Jahren 1988 bis 2022 durch die Geschäfte der 21 größten Fossil-Unternehmen entstanden sind und rechneten die Summen hoch für den Zeitraum von 2025 bis 2050. Die Rechnung ist saftig. Trotz erheblicher Abschläge in Höhe von zwei Dritteln der Kosten, die Verbrauchern und Regierungen zugeordnet werden, bleiben 23,2 Billionen US-Dollar an Klima-Reparationen, die – nach Meinung der Autoren – die globale Fossil-Industrie zahlen sollte.

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Für die 21 führenden Fossil-Profiteure beträgt die Gesamtrechnung für den Zeitraum von 2025 bis 2050 rund 5,4 Billionen Dollar. Die Liste der 21 Hauptklimasünder führt neben den üblichen Verdächtigen wie ExxonMobil, Shell, BP, Saudi Aramco, Chevron oder Total auch Konzerne aus Schwellenländern auf wie die maxikanische Pemex, die russische Gazprom oder Petrobras aus Brasilien. Auf der Liste stehen aber auch Unternehmen aus armen Ländern wie die algerische Sonatrach, Petroleos de Venezuela oder Coal India. Die 21 Konzerne stehen für 35,9 Prozent der globalen CO2-Emissionen.

Klimareparationen von 209 Milliarden Dollar

Pro Jahr würden für die 21er-Gruppe im Zeitraum von 2025 bis 2050 rund 209 Milliarden Dollar an Klimazahlungen anfallen. Allein Saudi Aramco, verantwortlich für fast 4,8 Prozent der globalen Emissionen, sollte der Studie zufolge jährlich 43 Milliarden Dollar an Klima-Reparationen zahlen. Auf ExxonMobil käme eine jährliche Rechnung von 18 Milliarden Euro zu. BP und Shell hätten gemeinsam eine Rechnung von rund 31 Milliarden zu begleichen.

Die Konzerne könnten diese Lasten locker wegstecken. Für Saudi Aramco würde die jährliche Entschädigung etwa ein Viertel ihrer Profite von 2022 ausmachen. Die ExxonMobil-Anleger müssten etwa auf ein Drittel der Ausschüttung von 56 Milliarden Dollar im Jahre 2022 verzichten. Für die Anteilseigner von Shell und BP stünde die Abführung an die Klimaopfer für weniger als die Hälfte der 68 Milliarden Dollar, die sie 2022 erhielten. Unzumutbare Härten sehen anders aus.

Ein US-Bürger belastet das Klima zehnmal stärker als ein Inder

Nach Meinung der Autoren sind die Forderungen nach Reparationen vor allem seitens der armen Länder gerchtfertigt. Der Anteil der wohlhabenden Länder an den Kohlendioxid-Emissionen beträgt summiert 92 Prozent. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung emittierte zwischen 1990 und 2015 doppelt so viel CO2 wie die ärmere Hälfte der Menschheit. So kommt ein US-Bürger im Schnitt auf 17,63 Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr und ein Deutscher immerhin noch auf 10,37 Tonnen. Ein Inder dagegen kommt nur auf 1,73 Tonnen und ein Bewohner von Guinea nur auf 0,24 Tonnen.

Die Entwicklungsländer des Südens tragen aber die Hauptlast der Klimaschäden, weil sie in Staaten leben, die nur wenig zu Linderung der Klimafolgen leisten können. Die Bürger der armen Länder sind fast immer unversichert. Darüber hinaus wirkt sich die Klimaveränderung in den Ländern des Südens massiver aus.

Klagen auf Entschädigung häufen sich

Forderungen nach Entschädigungen gibt es schon lange. Auf dem Klimagipfel in Kopenhagen im Jahr 2013 vereinbarten die Teilnehmer eine Ausgleichzahlung der Industriestaaten an die Entwicklungsländer von jährlich hundert Milliarden Dollar. Inzwischen häufen sich Klagen vor internationalen Gerichten auf Ausgleich von Klimaschäden. Die Kammern folgen zunehmend der Argumentation der Kläger. Erika Lennon, leitende Anwältin im Klima- und Energieprogramm am Center for International Environmental Law in der US-Hauptstadt Washington, sieht Klima-Reparationen von Unternehmen als logische Ergänzung zu den unzureichenden staatlichen Entschädigungen.

Mehr: The Guardian

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