Großbritannien eröffnet neues Kohlebergwerk und setzt auf CO2-Abspaltung

Erst pfui, dann hui. 400 000 Tonnen Treibhausgase soll der neue Pütt verursachen. Gleichzeitig kündete die Regierung des Vereinigten Königreichs den Bau eines zusätzlichen Erdgaskraftwerks an. Die Treibhausbelastung beider Projekte soll durch CO2-Abspaltung und -Speicherung gemildert werden.

CO2-Abspaltung in Island Klimaschutz nach dem Feuerlöscher-Prinzip (Foto: Climeworks)
CO2-Abspaltung in Island Klimaschutz nach dem Feuerlöscher-Prinzip (Foto: Climeworks)

Die beiden Projekte sind Teil eines umfassenden Plans zur Wiederbelebung der Inselindustrie. Die Regierung hat dazu 20 Cluster ausgewählt – vor allem in den ehemaligen, notleidenden Industriegebieten des britischen Nordens. In allen ausgewählten Projekten will die Regierung die CO2-Abspaltung und -Endlagerung fördern. Vier der ausgewählten Cluster sollen zu globalen Vorzeigeprojekten werden. Allein im Rahmen dieser vier Schaufenster-Vorhaben sollen 50 000 Arbeitsplätze entstehen. Bis zum Jahre 2050 will die regierende Tory-Administration 47 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre einfangen.

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Umweltschützer kritisieren die Projekte. Allein die neue Kohlemine soll 400 000 Tonnen Treibhausgase jährlich verursachen. Die Bekämpfung der Klimakrise nach dem Feuerlöscher-Prinzip “Erst zündeln, dann löschen” könne als Vorwand dienen, den Kampf gegen den Treibhauseffekt weniger engagiert zu führen. Carbon Capture and Storage, abgekürzt CCS, sei kein geeignetes Mittel zur Bekämpfung der Klimakrise, sagte die klimapolitische Sprecherin der Grünenfraktion im Bundestag jüngst zum Handelsblatt. Ohnehin ist die Leistung der bisherigen Anlagen verbesserungswürdig. Einer japanischen Studie zufolge erfüllten rund vier von fünf CCS-Vorhaben nicht annähernd die Erwartungen. Fachleute halten dem entgegen, dass die Technik erst am Anfang stehe.

Ohne CO2-Abspaltung geht es nicht

Ohne CCS ist es nach Meinung von Klima-Experten jedoch ausgeschlossen, dass die Klimaziele erreicht werden. Nur mit CCS-Technik, so ist im diesjährigen Report des Weltklimarats IPCC zu lesen, lasse sich die Welt auf den 1,5-Grad-Celsius-Pfad bringen. Das ist auch die Einschätzung von Robert Gross, Direktor des UK Energy Research Centers: “Wir brauchen beides: Nullemissionen und das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre.” Nicht zuletzt deshalb hatten sich die Grünen-Ko-Vorsitzende Ricarda Lang und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck während der vergangenen Monate im CCS-Vorreiter-Land Norwegen demonstrativ Projekte angesehen.

Der britische Premierminister Rishi Sunak will mittels CCS gleichzeitig sowohl die Reindustrialisierung des armen Nordens vorantreiben als auch das Klimaziel von Net Zero bis 2050 erreichen. Zusätzlich soll die Inselnation eine führende Rolle bei der Entwicklung und Anwendung der CCS-Technik besetzen. Großbritannien habe im Vergleich zu anderen europäischen Ländern reichlich natürliche Kapazitäten zur Speicherung von CO2. Es biete damit ein hervorragendes Umfeld für die Branche.

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