Heizt Bioenergie den Kampf um knappes Wasser an?

Die Kombination von Bevölkerungsdruck und bewässerten Bioenergie-Plantagen führt zu einem gefährlichen Anstieg der Wasserknappheit. In den kommenden Jahrzehnten könnte sich die Zahl der Menschen verdoppeln, die unter Wasserstress leiden.

Verdorrtes Maisfeld Bioenergie begünstigt Wassermangel (Rudolpho Duba/Pixelio)

Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) berechneten in einer Computersimulation die Folgen einer Ausweitung des Biomasse-Anbaus mit konventioneller Bewässerung und nachhaltiger Wassernutzung. Eine weitgehend ungebremste globale Erwärmung zusammen mit dem starken Bevölkerungswachstum würde demnach die Zahl der Menschen unter Wasserstress um etwa 80% erhöhen.

Allerdings müsse eine Zunahme von sechs Millionen Quadratmetern bis zur Jahrhundertwende, die von vielen Wissenschaftlern angesetzt wird, nicht zwangläufig zu einer Umweltkatastrophe führen. Heute wird eine halbe Million Quadratmeter für den Anbau von Bioenergie-Pflanzen genutzt. Nachhaltige Bewässerung könne jedoch ein Öko-Desaster vermeiden. Bei herkömmlicher Bewässerung plus Bevölkerungswachstum verdoppele sich sogar die Zahl der Menschen sowie der Landflächen, die mit Wasserstress konfrontiert sind. In Kombination mit nachhaltigem Wassermanagement sinke die Zahl hingegen auf 60 Prozent. „Das ist natürlich immer noch ein Anstieg, so dass schwierige Kompromisse gefunden werden müssen“, sagt Ko-Autor Dieter Gerten vom PIK.

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Mittelmeerländer und Nahost gefährdet

Die Forscher plädieren bei der Nutzung von Biomasse für das sogenannte CCS-Verfahren (Carbon Capture and Storage), bei CO2 aufgefangen und zum Beispiel in unterirdischen Kavernen gespeichert wird. Da sowohl die nachwachsenden Pflanzen CO2 aufnähmen und gleichzeitig das bei der Energieerzeugung freiwerdende CO2 gespeichert werde, komme so eine negative Emission zustande. Allerdings bewerten viele Ökologen die CCS-Technik als wenig nachhaltig. Schließlich sei die Frage nach dem endgültigen Verbleib des Klimagases nicht gelöst.

Vom dem Negativszenario wären am stärksten Regionen betroffen, die heute schon unter Klimastress leiden. Dazu gehörten der Mittelmeerraum, der Nahe Osten, Südostafrika und das südliche Westafrika. Hinzu kämen jedoch Regionen wie der Osten Brasiliens und große Teile des subsaharen Afrikas. Für diese Regionen geht die Studie von weiteren Biomasse-Flächen aus, die bewässert werden müssten. Wolfgang Lucht, Leiter der Abteilung Erdsystem-Analyse am PIK resümiert: „Bevor größere Schritte zur Etablierung von Märkten und Infrastrukturen für Biomasse eingeleitet werden, müssen die Risiken sorgfältig durchdacht werden.“

Mehr:  Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

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