Im Reich der Kohle

Die Regierung in Peking hat die Chance vertan, einen klimaschonenderen Wachstumskurs einzuschlagen als die westlichen Industriestaaten – und in den vergangenen zwei Jahrzehnten so viel neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen wie kein anderes Land.

Bei grüner Energie bricht China so ziemliche alle Rekorde: Das Land produziert mit riesigem Abstand die meisten Solarzellen und führt gleichermaßen die weltweite Liste der Photovoltaik-Betreiber an. Nirgendwo sonst laufen auch so viele Winkdraftanlagen und fahren so viele Elektroautos. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn trotz dieser Erfolge ist das Reich der Mitte weiterhin auch das Reich der Kohle.

Kein Staat hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten so gigantisch viele klimaschädliche Kohlekraftwerke in Betrieb genommen wie China. Insgesamt ging eine Leistung von fast 945 Gigawatt neu ans Netz. Das entspricht ungefähr 1000 großen Kohlekraftwerken. Während Deutschland bis 2038 aus der Kohleverstromung aussteigt und dieses Jahr die ersten Krafwerke dichtmachen, baut die Regierung in Peking die Stromerzeugung durch Kohle unterm Strich weiter aus.

ANZEIGE

Die Folge: Das Land ist seit kurzem der weltweit größte Produzent des klimaschädlichen CO2, das entscheidend zur Erderwärmung beiträgt. Am Lebensstil liegt der Negativrekord jedoch weniger, eher an der riesigen Bevölkerung. Denn gemessen am CO2-Ausstoß pro Kopf trägt jeder der rund 1,3 Milliarden Chinesen mit acht Tonnen pro Jahr eher mittelmäßig zum Klimawandel bei. Das sind 1,2 Tonnen weniger als jeder Deutsche, jedoch nur halb so viel wie jeder US-Amerikaner und Australier – die größten CO2-Produzenten und damit eigentlichen Klimakiller in den Industrienationen.

Mehr: Statista, CO2-online