Installation von Stromspeichern nimmt Fahrt auf – jedoch ohne spürbare Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit

Noch nie gingen in Deutschland so viele Stromspeicher neu in Betrieb wie im vergangenen Jahr. Doch Berechnungen von Greenspotting zeigen: Der Beitrag zur Versorgungssicherheit, etwa wenn die Sonne nicht scheint und die Solaranlagen keinen Strom liefern, ist weiterhin zu vernachlässigen.

Winziger Beitrag zur Versorgungssicherheit: Stromspeicher im Eigenheim (Home storage systems) überbrücken nur in homöopathischen Dosen die Zeit, wenn die Sonne nicht  scheint; allenfalls die Nutzung der Batterien in Elektroautos (Battery electric vehicles, Plug-in hybrid electric vehicles) könnte daran in kleinem Umfang etwas ändern (Grafik: RWTH)
Winziger Beitrag zur Versorgungssicherheit: Stromspeicher im Eigenheim (Home storage systems) überbrücken nur in homöopathischen Dosen die Zeit, wenn die Sonne nicht scheint; allenfalls die Nutzung der Batterien in Elektroautos (Battery electric vehicles, Plug-in hybrid electric vehicles) würde daran ein wenig ändern (Grafik: RWTH)

Die Zahlen klingen fantastisch: Rund 220 000 neue Batterien wurden im vergangenen Jahr in deutschen Kellern installiert, die überschüssigen Strom von der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach speichern. Mit Hilfe der Stromspeicher können Eigenheimbesitzer weitere 1,9 Gigawattstunden selbst produzierten Strom verbrauchen, wenn die Sonne nicht scheint und die Solaranlage nichts liefert. Das ist ein Zuwachs von 52 Prozent gegenüber 2021, so eine Untersuchung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen. Damit standen Ende des vergangenes Jahres rund 650 000 Heimspeicher mit einer Kapazität von 5,5 Gigawattstunden unter deutschen Dächern. Die Möglichkeit, die Zeiten ohne Sonne nun besser mit Ökostrom zu überbrücken, ist dadurch jedoch allenfalls in homöpathischen Dosen größer geworden. Gemessen am durchschnittlichen jährlichen Verbrauch eines Zwei-Personen-Haushaltes von 3000 Kilowattstunden reichen die ingesamt installierten Stromspeicher theoretisch aktuell gerade einmal aus, um rund 1,7 Prozent der deutschen Haushalte über 24 sonnenfreie Stunden im Jahr hinweg zu helfen. Das ergibt eine Berechnung von Greenspotting. In der restlichen Zeit ohne Sonne muss der Strom von Windkraftanlagen und fossilen Kraftwerken kommen.

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Auch sprunghafter Anstieg brachte wenig

Daran ändert auch das explosionartige Wachstum bei den Stromspeichern nichts, die Unternehmen neu in Betrieb genommen haben. Zwar wurden im vergangenen Jahr rund 1200 neue Gewerbespeicher installiert, 24 Prozent mehr als 2021. Bei Großspeichern waren es 47 neue Anlagen, ein Plus sogar von 910 Prozent. Das enstpricht jedoch nur zusätzlichen Speicherkapazitäten von 0,08 und 0,43 Gigawatt, insgesamt also gerade einmal 0,51 Gigawatt mehr. Dies ist nur ein etwa ein Viertel dessen, was deutsche Eigenheimbesitzer neu installierten.

Ungenutzte Elektroautos

Etwas beeindruckender wirken die Speichermöglichkeiten nur, wenn man die Batterien hinzurechnet, die in den inzwischen mehr als eine Million Elektroautos in Deutschland stecken. Laut RWTH rollt in den Akkus inzwischen eine Speicherkapazität von 65 Gigawatt über die hiesigen Straßen oder parkt irgendwo ungenutzt – immerhin mehr als zehnmal so viel wie in den eigenen Wänden der Deutschen. Um den gespeicherten Strom in den E-Autos für den allgemeinen Verbrauch zu nutzen, so die RWTH-Forscher, müsse der Staat allerdings erst einmal die Regeln für die Einspeisung verändern.

Die Aussicht, dass auch im laufenden Jahr wieder massenhaft neue Stromspeicher installiert werden, hängt davon ab, ob sich sie Kunden von den Preissteigerungen abschrecken lassen. Je nach Speichertyp bewegten die sich im vergangenen Jahr gegenüber 2021 zwischen erschreckenden 23 und 92 Prozent.

Mehr: PV Magazine

Von Reinhold Böhmer

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