Diese Techniken bremsen die Erderhitzung

Der Weltklimarat spricht Klartext. Soll die globale Temperatur um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius steigen, muss CO2 wieder aus der Atmosphäre verschwinden. Potente Investoren und Fonds stellen viel Geld für Techniken gegen die Erderhitzung bereit.

Neubau eines Brückenpfeilers: Eingefangenes CO2 im Beton bremst die Erderhitzung
Pfeiler eines Brückenneubaus Eingefangenes CO2 lagert für Jahrzehnte im Beton und dämpft so die Erderhitzung
Bild: hpgruesen/Pixabay

Viele Klimaaktivisten reden nicht gerne darüber. Aus Sorge, eine Diskussion über technische Möglichkeiten, Kohlendioxid (CO2) der Atmosphäre zu entziehen, könnten vom wesentlichen Ansatz im Kampf gegen die Erderhitzung ablenken: Das Treibhausgas gar nicht erst in die Luft zu blasen.

Doch die Wissenschaftler des Weltklimarats (IPCC) wischen in ihrem jüngsten Bericht solche Bedenken beiseite. Allen Klimakonferenzen und Lippenbekenntnissen zum Trotz reichere die Menschheit mit ihren Aktivitäten weiterhin derart große Mengen CO2 rund um den Globus an, dass kein Mittel mehr vernachlässigt werden dürfe, um die Konzentration auf ein einigermaßen verträgliches Maß zu begrenzen, warnen sie.

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CCS ein probates Mittel gegen die Erderhitzung

Für jeden Sektor – Energie, Landwirtschaft, Gebäude, Transport und Industrie – haben die IPCC-Forscher in ihrem Bericht fein säuberlich zusammengestellt, welchen Beitrag jede Option bis 2030 zur Reduktion der Emissionen beitragen kann, und zu welchen Kosten. Und dabei das Einfangen, Einlagern beziehungsweise die klimaverträgliche Nutzung von CO2 nicht ausgespart: im Fachjargon Carbon Capture and Storage (CCS) genannt. Vor allem bei der Stromgewinnung und in der Produktion könnten die Klima-Reparaturtechnologien demnach nennenswerte Verbesserungen bringen (siehe Grafik unten).

Wie die Treibhausgasemissionen reduzieren CO2 aus der Luft zu entfernen, ist eine wirksame Option Quelle: IPCC

Immer mehr finanzstarke Investoren pumpen viel Geld in Fonds, die solche Technologien fördern. Jüngstes Beispiel ist der 925 Millionen US-Dollar starke Frontier Fund. Er garantiert künftige Abnahmemengen, um die Entwicklung von CO₂-Entnahmeverfahren zu beschleunigen. Zu den Unterstützern gehören der Softwarekonzern Stripe, die Google-Mutter Alphabet, der E-Commerce-Riese Shopify, Mark Zuckerbergs Konzern Meta und die Beratung McKinsey.

Es ist billiger, Klimagase zu vermeiden

Stripe-Klimabeauftragter Zeke Hausfather räumt zwar ein, dass “es billiger ist, CO2 zu vermeiden, anstatt es nachträglich zurück zu holen”. Bei derzeit verfügbaren Techniken fielen dafür Kosten von rund 200 US-Dollar je Tonne an. Doch auf lange Sicht würden die Techniken dringend gebraucht, um auch solche Industrien klimaverträglich umzugestalten, wo die Dekarbonisierung schwierig sei.

Hoffnungsvolle CO2-Fänger

Das MIT-Technologiemagazin “Technology Review” hat drei Unternehmen als besonders hoffnungsvolle Pioniere des CO2-Fangs ausgerufen. Bei der im irischen Dublin ansässigen Carbon Collect sammeln eine Art mechanische Bäume das Klimagas ein. Das Schweizer Unternehmen Climeworks erprobt auf auf Island bereits eine Großanlage, die jährlich 4000 Tonnen CO2 einfangen und sicher im Untergrund lagern soll. In 700 Meter Tiefe reagiert das Gas mit Basalt und versteinert zu einem Mineral.

Weit höher noch greift das kanadische Unternehmen Carbon Engineering. Noch dieses Jahr wollen seine Ingenieure im Südwesten der USA mit dem Bau einer Fabrik beginnen, die jährliche eine Million Tonnen CO2 auf der Luft holen soll. Es kann entweder sicher weggesperrt oder für industrielle Prozesse genutzt werden, zum Beispiel für die Herstellung von synthetischem Flugbenzin (siehe Video unten).

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Raus aus der Luft Wie die Technik der kanadischen Unternehmens Carbon Engineering funktioniert

Schon Praxis ist ein Verfahren des ebenfalls kanadischen Unternehmens CarbonCure. Laut der Website lieferte es bereits fast 2,5 Millionen Fuhren Beton auf Baustellen, in dem bisher mehr als 167 000 Tonnen vorher aus der Luft geholtem CO2 eingebunden sind.

Es müssten 30 000 Einfang-Fabriken entstehen

Bei allem Fortschritt kann Technik allein jedoch bei weitem nicht die Rettung vor dem Klimakollaps sein. Das zeigt eine Studie des renommierten Forschers Ajay Gambhir vom Imperial College. Um die jährlichen global etwa 40 Gigatonnen CO2-Emissionen auszugleichen, müssten seinen Berechnungen zufolge 30 000 ziemliche große Einfang-Fabriken entstehen – drei Mal so viel wie gegenwärtig Kohlekraftwerke rund um den Erdball am Netz sind. Kostenpunkt: 15 Billionen US-Dollar.

Selbst wenn die Kosten der CCS-Technologien merklich sinken, wovon alle Experten ausgehen, wird die Vermeidung in den meisten Fällen auch künftig die günstigere und praktikablere Lösung bleiben.

Mehr: IPCC emergingtechbrew technologyreview BBC

Von Dieter Dürand

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