Klimakollaps – wie wir unseren Planeten weiter verfrühstücken

Seit heute steht jeder Deutsche in der Schuld der Erde. Was uns an natürlichen Ressourcen fürs ganze Jahr zustünde, haben wir schon verbraucht. Mit dieser Haltung steuern wir ungebremst auf den Klimakollaps zu – allen Warnzeichen zum Trotz.

Welche Länder durch Ressourcenverschwendung den Klimakollaps besonders vorantreiben
Volle Fahrt Richtung Klimakollaps In welchem Ausmaß Länder die natürlichen Ressourcen überbeanspruchen
Quelle: Global Footprint Network

Die Bundesbürger gehen nicht ganz so rücksichtslos wie die Bewohner anderer Länder mit den Ressourcen um, die die Natur jährlich nachliefern kann – ob Energie, Nahrung oder Rohstoffe wie Holz. Kataris, Luxemburger, Kanadier, US-Amerikaner, aber selbst Schweden und Iren pflegen, gemessen an der Regenerationsfähigkeit unseres Planeten einen noch ruinöseren Lebensstil (siehe Grafik oben). Motto: Fröhlich dem Klimakollaps entgegen und nach uns die Sintflut.

Der Klimakollaps rückt näher

Doch auch Deutschland ist entgegen aller Umweltbeteuerungen wie schon im Vorjahr wieder früh dran. Wir setzen der Erde vor allem mit einem viel zu hohen Energieverbrauch, Massentierhaltung, der Verunreinigung von Böden, Luft und Gewässern zu. Zusätzlich heizen wir die Atmosphäre weiter mit Rekordmengen an Klimagasen auf. Von nachhaltiger Entwicklung keine Spur.

Rechnerisch verbrauchen die Deutschen drei Erden

Entwickelt hat die Idee eines imaginären Umweltkontos die Denkfabrik Global Footprint Network. Sie gleicht die Fähigkeit unseres Planeten, Rohstoffe jeder Art zu produzieren und zu regenerieren mit dem ökologischen Fußabdruck jedes Landes ab. Dabei kommt heraus, dass die Bilanz seit Anfang der 70iger Jahr negativ ausfällt, die Menschheit unseren Planeten in immer höherem Tempo verfrühstückt. Würde alle Erdenbewohner so extensiv leben wie wir Deutschen, wären rechnerisch drei Erden notwendig.

Grenzen des Wachstums

Auf die Grenzen des Wachstums machten zu diesem Zeitpunkt schon die Gelehrten des Club of Rome aufmerksam. Und mahnten einen sorgsamen Umgang mit dem Naturkapital an. Wachstumskritiker wie der Siegener Ökonom Nico Paech stellen radikalere Forderungen: Konsumverzicht der reichen Nordens zugunsten des armen Südens ist eine darunter.

Paech ist überzeugt: “Wenn die materiellen Ansprüche nicht reduziert werden, kann die menschliche Zivilisation nicht überleben.”

Brutale Hitzewelle in Indien und Pakistan

Übertriebener Alarmismus und Pessimismus? Eher nicht. Aktuelle Entwicklungen zeigen, wie sehr unser Planet bereits an den Rand seiner Leistungsfähigkeit geraten ist. Viel mehr hält er wohl kaum aus.

Da ist zum Beispiel die brutale Hitzewelle in weiten Teilen Indiens und Pakistans mit wochenlangen Tagestemperaturen an die 50 Grad Celsius. So früh, so ausdauernd und so heiß hat sie diese Länder nie zuvor in einen lebensfeindlichen Glutofen verwandelt. Die Auswirkungen sind verheerend: Stromausfälle, eine darniederliegendes Wirtschaftsleben, vernichtete Ernten, Hitzetote. “Mit solchen Temperaturen kommt der menschliche Organismus nicht klar”, warnt der Gesundheitsexperte Tom Matthews von der Loughborough Universität.

Trinken gegen den Hitzeschlag Temperaturen von 50 Grad Celsius in Indien gefährden die Gesundheit
Bild: Heartography/Pixabay

Es gibt der beunruhigenden Nachrichten mehr:

  • Gerade veröffentlichten die Vereinten Nationen (UN) einen Bericht, demnach weltweit schon bis zu 40 Prozent der Böden geschädigt sind. Sie drohen zu versteppen, oder sich gar in Wüsten zu verwandeln.
  • Laut einer Studie sind ein Fünftel von gut 10 000 erfassten Reptilienarten vom Aussterben bedroht.
  • Allein in Russland verbrannte im vergangenen Jahr eine Waldfläche von der Größe Niedersachsens. In Kalifornien sah es kaum besser aus.
  • Schmelzende Gletscher in Süd- und Ostasien inklusive dem Himalaya-Gebirge bedrohen die Wasserversorgung Milliarder Menschen. In Südkalifornien riefen die Behörden wegen extremer Trockenheit den Wassernotstand aus.

Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit neuer Pandemien

Und als wäre all dies noch nicht genug, warnen Wissenschaftler der angesehenen Washingtoner Georgetown Universität vor neuen Pandemien à la Corona als Folge der Erderhitzung. Sie befeuere mehr als 15 000 neue Fälle, bei denen Viren von einem auf das andere Säugetier überspringen. Zu dieser Gattung gehört auch der Mensch. Andere Studien bestätigen das steigende Risiko solcher Zoonosen, wie die Übertragung im Fachjargon heißt.

Mehr: overshootday BR CBS moderndiplomacy

Von Dieter Dürand

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