Top-Forscher warnen: Klima und Ökosysteme sind schlimmer bedroht, als wir wahrhaben wollen

Weltweit sehnen die Menschen das Ende der Corona-Pandemie herbei. Doch Zeit zum Aufatmen bleibt nicht. Denn behalten die Experten Recht, stehen bei der Bewältigung des Klimakrise noch gewaltigere Aufgaben an – tiefe Einschnitte ins gewohnte Leben inklusive.

Kümmerlicher Rest Japans berühmter höchster Berg, der Fuji, ist diesen Winter fast schneefrei Foto: Nasa
Vergangene Pracht So schneebedeckt war der Fuji in früheren Wintern Foto: Nasa

Daniel Blumstein, Professor am Institut für Umwelt und Nachhaltigkeit der Universität von Kalifornien in Los Angeles ist bewusst, dass die Menschen, gebeutelt seit Monaten von nicht endend wollenden Restriktionen wegen Covid-19, die Nase von schlechten Nachrichten gestrichen voll haben. Und doch sieht er, wie 16 weitere führende Umweltforscher, unseren Planeten in einem Zustand, der seiner Überzeugung nach kein Schweigen erlaubt – Alarmismusvorwurf hin oder her.

Für die Experten steht nicht weniger als der Bestand unserer Zivilisation auf dem Spiel. “Mag sein, dass Menschen die Gefahr erkennen, aber sie verstehen nicht die Dringlichkeit”, sagt Blumstein. “Oder sie haben keine Lust, individuelle Opfer zu erbringen.”

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Diese Einstellung wird sich rächen, so der fast schon verzweifelte Appell der Wissenschaftler. Auf gleich mehreren Gebieten sehen sie die Erde am Rand des Abgrunds: Das Artensterben beschleunigt sich in nie dagewesener Weise. Weil der Mensch immer mehr Ressourcen für sich ausbeutet, schrumpfte der Wildtierbestand in den vergangenen vier Jahrzehnten um 68 Prozent. Wegen des Verlusts an Biodiversität und des Lebensraums für Tiere wächst die Gefahr, dass immer häufiger Viren aus dem Tierreich wie bei der aktuellen Pandemie auf Menschen überspringen, mahnen Forscher seit langem.

Bevölkerungsexplosion und ungezügelter Konsum überfordern zunehmend die Regenerationsfähigkeit unseres Planeten und seiner Ökosysteme. Die Erde erwärmt und erwärmt sich. 2020 gehört global zu den drei Jahren mit den höchsten Temperaturen seit Beginn der Industrialisierung. Sie tauen in rasendem Tempo die Permafrostböden auf, zum Beispiel in Sibirien und rund um die Arktis. Darin gespeicherte gigantische Mengen an Treibhausgasen gelangen in die Atmosphäre und verstärken den Treibhauseffekt weiter.

Klimaflüchtlinge und Konflikte um die knapper werdenden Ressourcen, nicht zuletzt das lebensnotwenige Trinkwasser, schüren weitere Brandherde. Umso brisanter ist es nach Ansicht der Forscher, dass es der Staatengemeinschaft bisher nicht gelungen ist, sich politisch auf eine Strategie und ein Vorgehen zu einigen, die das Schlimmste noch abwenden könnten.

Dennoch wollen die Wissenschaftler nicht dem Fatalismus das Wort reden. Der Menschheit sei es auch in der Vergangenheit immer wieder gelungen, mit ähnlich kollossalen Herausforderungen fertig zu werden, schreiben sie in ihrem Report. Doch dafür seien fundamentale Änderungen am globalen Kapitalismus, in der Bildung und bei der sozialen Gerechtigkeit notwendig. “Das könnte noch eine weniger düstere Zukunft möglich machen”, so ihr Ausblick.

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