Wie häufigere und extreme Hitze dem Körper zusetzt

Die Menschen in Indien und Pakistan ächzen seit Wochen unter extremer Hitze. Ein Weltraummediziner erläutert, wie hohe Temperaturen unsere Gesundheit bedrohen.

Ein Thermometer zeigt gegen die Sonne am Himmel gehalten extreme Hitze von 40 Grad Celsius an
Auf der Erde wird es heißer Bei HItze droht Lebensgefahr Foto: Gerd Altmann/pixabay

Verdorrende Ernten, apathisch im Schatten kauernde Menschen, darnieder liegendes Wirtschaftsleben – die Hitzewelle mit Temperaturen an die 50 Grad Celsius in Südasien ist weit weg von uns. Doch auch die Menschen in Europa müssen sich auf andauernde Hitze einstellen. Das zeigen die Szenarien der Klimaforscher – und die messbaren Entwicklungen. Die Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius rückt ganz nahe.

Hitze setzt den Organismus massiv unter Stress

In einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger warnt der Weltraummediziner Hanns-Christian Gunga, der an der Berliner Charité lehrt, vor den gesundheitlichen Folgen des Klimakollaps. Die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Körpers an Temperaturveränderungen sei begrenzt, erklärt Gunga. Vor allem mit anhaltendem Hitzestress kommt er nicht gut zurecht. Als Deutschland im Sommer 2018 über wochenlange Rekordhitze stöhnte, fielen ihr rund 20 200 Ältere zum Opfer und starben, berichtet der Mediziner.

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Warum ist gerade Hitze für uns so gefährlich?

Der Mensch müsse seine Körpertemperatur konstant halten, um zu überleben, erläutert Gunga. In einer Spanne von 36,5 bis 37,5 Grad Celsius. Längere Abweichungen von zwei oder drei Grad könnten tödliche Folgen haben.

Lebensgefahr schon bei kleinen Temperaturabweichungen

Überschreite die Hauttemperatur bei Hitze 32 Grad Celsius, reagiere der Mensch mit Schwitzen, so Gunga. Untrainierte verlören darüber bis zu zwei Liter pro Stunde. Wird der Flüssigkeitsverlust zu groß, falle der Mensch ins Delirium und Bewusstlosigkeit. Ursache sei, dass die Körpermechanismen, um Wärme zu kompensieren, versagen. Mediziner sprechen dann vom Hitzeschlag.

Gunga lässt keinen Zweifel. Es genüge schon ein kleine Temperaturabweichung, um Lebensgefahr herauf zu beschwören. Seine Mahnung: “Da gibt es nur einen sehr kleinen Spielraum, den der Klimawandel zunehmend enger macht.”

Höhe der Luftfeuchtigkeit spielt mitentscheidende Rolle

In Indien befürchten die Ärzte bereits, dass die Hitzewelle größere Gesundheitsprobleme auslösen wird als die erwartete vierte Covid-19-Welle. Die Ärztin Mona Desai schlägt Alarm: “Es kommen viele Patienten mit Hitzeschlag und anderen hitzebezogenen Gesundheitsproblemen.” 60 bis 70 Prozent der Erkrankten seien Schulkinder mit Symptomen wie Erbrechen, Durchfall, Schwäche und Kolliken.

Dass bisher erst rund 90 Todesfälle gezählt wurden, führen Mediziner auf die niedrige Luftfeuchtigkeit zurück und sprechen von einer “trockenen Hitzwelle”. Ihre Erfahrung: Bei einer 50-prozentigen Luftfeuchtigkeit wird die Kühlgrenztemperatur des Körpers bei Temperaturen um die 40 Grad erreicht. Dann bringt Schwitzen nicht mehr genügend Kühlung. Bei 100 Prozent sinkt die kritische Schwelle auf 30 Grad. Selbst junge Menschen können unter diesen Bedingungen an Überhitzung sterben.

Mehr: CNN KStA Reuters Klimareporter

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