Konzerne blasen zur Ökooffensive

Je schlimmer es um das Klima steht, desto stärker wächst der Druck auf die Industrie, grün zu wirtschaften und nachhaltige Produkte anzubieten. Jetzt melden gleich drei börsennotierte Unternehmen Fortschritte. Eine Übersicht.

Lithiumhaltiger Salzsee BMW investiert in Ressourcen schonenenden Abbau des Batterierohstoffs
Foto: Lilac Solutions

Im gegenwärtigen Überbietungswettbewerb der Autokonzerne um klimaneutrale Mobilität gab BMW in Gestalt seines Chefs Oliver Zipse schon im Frühjahr ein besonders vollmundiges Versprechen ab. Binnen zehn Jahren, kündigte Zipse an, würden die Münchener das „grünste Auto der Welt bauen“. Ziel sei es, die Emissionen je Fahrzeug inklusive Produktion und Lieferkette um mindestens ein Drittel zu senken.

Schonende Gewinnung von Lithium

Um zu dokumentieren, dass sie ihr Versprechen Ernst meinen, fügen die Bayern ihrer Ökooffensive jetzt ein wichtiges Puzzleteil hinzu. Über ihren Venture-Capital-Fonds BMW i Ventures beteiligen sie sich am US-Startup Lilac Solutions. Der Newcomer hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich das für die Batterieproduktion unerlässliche, aber sehr selten vorkommende Alkalimetall Lithium kostengünstiger, vor allem aber Umwelt schonender gewinnen lässt.

Der Hauptvorteil der Innovation: Das Wasser aus den Salzlaken kann wieder in die natürlichen Becken zurückgeleitetet werden, nachdem ihm das LIthium entzogen wurde. Bei gängigen Verfahren verdampft die Soleflüssigkeit. Zudem können auch Vorkommen mit einem sehr geringen Lithium-Anteil ausgebeutet werden.

100 Prozent Recycling angestrebt

Weiter nördlich in Bayern schärft Sportartikelriese Adidas seine Nachhaltigkeitsprofil. Denn ein grünes Image wird ein zunehmend wichtigeres Verkaufsargument, hat Nachhaltigkeits-Chefin Katja Schreiber erkannt. „In der Hauptkundengruppe der Elf- bis 25-Jährigen sagen sieben von zehn, dass die Nachhaltigkeit von Produkten ihre Kaufentscheidung beeinflusst.“

Schon bald sollen die Kunden keine Chance mehr haben, „grüne Produkte zu umgehen“, zeigt Schreiber Ehrgeiz. „Bis 2025 werden wir neun von zehn Produkten nachhaltig machen“, verkündet die Managerin. Hauptansatzpunkt der Herzogenauracher sind Recycling und Biomaterialien.

Sportschuhe aus Pilzgeflecht

Vom auf Erdöl basierenden Polyester verwertet der Konzern nach eigenen Angaben schon 70 Prozent wieder. Bis 2024 soll die Quote 100 Prozent erreichen. Bereits seit sechs Jahren ist ein Laufschuh aus Ozeanplastik auf dem Markt. 30 Millionen Paare gingen bisher über die Ladentheke. Entwickelt haben die Franken auch einen Laufschuh, der aus einem einzigen Material besteht, das sieben Mal neu genutzt werden kann. Er kostet 180 Euro.

Jüngste Errungenschaft ist ein Sportschuh namens Stan Smith, dessen Obermaterial weitgehend aus dem Geflecht eines Pilzes statt aus Tier- oder Kunstleder besteht. Die Bio-Kollektion will Adidas laut Schreiber zügig ausbauen. Schon 2024 sollen die Verkaufszahlen auf einige Hunderttausend Paare schnellen.

Eisenschwamm reduziert Einsatz dreckiger Kokskohle

Als dritter Öko-Innovator im Bunde meldete jetzt der Stahlhersteller ThyssenKrupp Fortschritte bei der Produktion weniger Klima schädlichem Stahls. Die Essener ersetzen ein Teil des Eisenerzes durch Eisenschwamm. Für die Schmelze muss dann weniger schmutzige Kokskohle verbrannt werden. Der Kniff spare je Tonne Stahl um die 70 Prozent CO2, berichtet der Vorstandschef der Stahlsparte, Bernhard Osburg.

„Das ist heute der Startpunkt“, sagte er bei der Vorstellung der neuen Technologie. Fernziel ist die Umstellung von Koksfeuerung auf sauberen, mit erneuerbaren Energien gewonnenen Wasserstoff. Beim Rennen um den grünen Stahl müssen sich die Essener allerdings sputen. In Stockholm hat der schwedische Spezialstahlhersteller SSAB erst dieser Tage verkündet, spätestens 2026 klimaneutralen Stahl an den Pkw- und Lkw-Hersteller Volvo auszulierfern.

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