Kritiker widerlegt – Meereswindkraft ist günstige Stromquelle

Lange rieben sich Kritiker der Meereswindkraft an hohen Subventionen und Kosten. Doch nun füllt sie sogar die Staatskassen und produziert billig Strom.

Montageschiff beim Aufbau des Windparks Kaskasi in der Nordsee nördlich von Helgoland: Meereswindkraft produziert Strom inzwischen am günstigsten
Montageschiff in der Nordsee-RWE-Windfarm Kaskasi Meereswindkraft schlägt Atom, Gas und Kohle Bild: RWE

Gleich zwei Meldungen aus dieser Woche zur Meereswindkraft lassen aufhorchen. Die zweite Versteigerung von Windparkrechten in der deutschen Nordsee nach 2023 spült mehr als drei Milliarden Euro in die Kasse der staatseigenen Bundesnetzagentur. Und der Energiekonzern RWE erhielt vom Bundesamt für Seeschifffahrt grünes Licht für den Bau zweier weiterer Windparks. Die Essener errichten diese etwa 50 Kilometer nördlich der Insel Borkum. Mit einer Kapazität von 1,6 Gigawatt (GW) können sie nach Inbetriebnahme rechnerisch 1,6 Millionen Haushalte mit Strom versorgen können.

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Saubere Meereswindkraft verdrängt fossile Energieträger

Die Meereswindkraft erfüllt mit Riesenschritten die an sie geknüpften Erwartungen. Nach der Regierungsübernahme 1998 verkündete der damalige grüne Umweltminister Jürgen Trittin, sie solle zum Rückgrat der Energiewende werden. Ende vergangenen Jahres waren schon 8,5 GW in Nord- und Ostsee am Netz – und ersetzen damit leistungsmäßig rund 17 mittelgroße Kohlekraftwerke. Weitere Projekte mit einer Kapazität von mehr als 14 GW befinden sich im Bau oder stehen in den Startlöchern.

Wichtiger Pfeiler für die Versorgungssicherheit

Weil sich die Rotoren auf hoher See relativ zuverlässig stetig drehen, stabilisieren sie die Versorgungssicherheit. Vor allem aber: Moderne Anlagen produzieren die Kilowattstunde (kWh) inzwischen für fünf bis 7,3 Eurocent (ct) und damit billiger als Atommeiler, Gasturbinen und Steinkohle. Einzig die besonders schmutzige Braunkohle kann bei den Kosten noch konkurrieren (siehe Grafik unten).

Die Säulen zeigen, wieviel Eurocent die Erzeugung einer Kilowattstunde nach Energieträgern kostet
Kostenvergleich einer Kilowattstunde nach Energieträgern Quelle: Stiftung Offshore Windenergie

Zugleich sanken die staatlichen Subventionen für die Anschubfinanzierung der Technologie kontinuierlich. Im Jahr 2012 vergütete die Bundesregierung jede kWh noch mit bis zu 14,5 ct. Seit diesem Jahr gibt es nichts mehr. Die Betreiber müssen sie am Strommarkt verkaufen und aus den Erlösen Investitionen und Renditen verdienen. Einer Prognose der Stiftung Offshore Windenergie zufolge können die Unternehmen 2025 mit 5,3 ct je kWh kalkulieren, 2035 mit 7,6 ct je kWh. (siehe Grafik unten).

Die Grafik zeigt die Entwicklung der staatlichen Einspeisevergütung für Offshore-Windstrom
Marktpreise statt Subventionen Entwicklung der Einspeisevergütung für Offshore-Strom Quelle: Stiftung Offshore Windenergie

Auktionserlös fließt in Senkung der Stromkosten

Die Aussicht auf sprudelnde Gewinne lockt Energiekonzerne wie EnBW oder Offshore Wind One an, die diesmal bei der Versteigerung zum Zug kamen. “Die Ergebnisse zeigen die Attraktivität von Investitionen in Offshore-Windenergie in Deutschland”, resümiert Klaus Müller, Präsident der Bonner Bundesnetzagentur. Die gut drei Milliarden Euro aus der aktuellen Auktion fließen in die Senkung der Stromkosten für die Verbaucher und zu einem kleinen Teil in den Meeresnaturschutz und die Förderung umweltschonender Fischerei.

Ganz besonders legt sich RWE ins Zeug, heute schon mit 19 Windparks ein führender Akteur im globalen Offshore-Geschäft Bis 2030 wollen die Essener die installierte Leistung von aktuell 3,3 auf zehn GW verdreifachen.

Die gerade genehmigten Anlagen bilden ein neues Cluster in der Nordsee. Sie kommen zu den bereits bestehenden fünf deutschen Windfarmen des Konzerns hinzu (siehe Karten oben). RWE-Offshore-Chef Sven Utermöhlen lobt die eigenen Ausbaupläne. “Das ist ein gutes Signal für die Energiewende in Deutschland.”

Mehr: tagesschau n-tv

Dieter Dürand

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