US-Milliardäre fördern eine Philosophie namens Longterminism, die von der fernen Zukunft schwurbelt und von der aktuellen Bedrohung der Menschen durch Armut sowie die negativen Folgen des Klimawandels ablenkt.
Der Mitbregründer des Video-Kommunikationsdienstes Skype, Jaan Tallinn, ist im Hintegrund mit von der Partie, ebenso Facebook-Mitgründer Dustin Moskovitz und der Kryptowährungs-Unternehmer Sam Bankman-Fried. Die US-Supermilliardäre vielfach aus der amerikanischen Digitalhochburg Silicon Valley im Bundesstaat Californien fördern mit gigantischen Summen eine Denkschule namens Longterminism. Die stellt auf die Auswirkungen des menschlichen Handelns in ganz ferner Zukuft ab, relativiert dabei jedoch die verheerenden Folgen des Klimwandels in den kommenden Jahren.
Wie eine Religion
Der US-Philosoph und – Journalist betrachtet Phil Torres Longterminism deshalb als eine „säkulare Religion“, die „üppig finanziert und zunehmend gefährlich“ sei. Deren Anhänger seien technologiegläubig, teilweise zynisch und menschenverachtend, weil sie den Wert künftiger, noch ungelebter Leben ebenso hoch ansetzen wollten wie den heute lebender Menschen. Verbandelt sind Longterminists Longtermism ist eng verbunden der Idee des „effektiven Altruismus“, ein Konzept von Superreichen, die Teile ihres Vermögens spenden, jedoch nicht, damit es den Menschen einfach besser geht, sondern nur, wenn man eine Verbesserung mit wissenschaftlichen Methoden mesen kann. Schätzungen zufolge haben die entsprechend Begüterten in den USA dafür derzeit 46 Milliarden Dollar locker gemacht.
Philosophie für Klima- und Sozialsünder
Unterm Strich entpuppt sich der Longterminism als Teil der Propoganda-Maschine, mit deren Hilfe Konzerne wie der US-Mineralölgigant ExxonMobil und Superreiche wie der Amazon-Gründer Jeff Bezos versuchen, ihr eigenes Fehlverhalten mit Blick auf den Klimawandel zu kaschieren und den Blick auf andere zu lenken.
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