Alles zusammengerechnet kostet ein Leben lang Auto fahren fast 600 000 Euro und mehr

Anschaffung, Treibstoff, Steuern und Versicherungen sind längst nicht alle Kosten, die ein Auto verursacht. Wer ehrlich kalkuliert, kommt auf weit über eine halbe Million Euro im Leben für sein heilig’s Blechle.

11 378 Euro pro Jahr bei einem Opel Corsa, 12 412 Euro bei einem VW Golf, 18 171 Euro bei einem Mercedes SUV: So viel Kosten verursacht ein Auto tatsächlich (Grafik: Gössling, Kees, Litman)

Dass Autofahren mehr kostet, als der Eigentümer eines fahrbaren Untersatzes seinem Bankkonto ansieht, war schon immer klar. Die Umwelt- und Gesundheitsschäden, die durch Autos verursacht werden, tauchen dort nicht auf, sondern werden von anderen still schweigend mitgetragen. Wie viel Autofahren auf das Leben einen Autofahrers hoch gerechnet kostet, war bisher jedoch nicht bekannt. Diese Lücke haben jetzt Wissenschaftler unter Leitung des schwedischen Tourismusforschers Stefan Gössling geschlossen und sind auf gigantische Kosten gestoßen: 50 Jahre lang einen Opel Corsa fahren etwa kostet bei einer Fahrleistung von 15 000 Kilometer pro Jahr rund 586 000 Euro, bei einem VW Golf sind es rund 653 000 Euro, ein Mercedes GLC schlägt sogar mit 956 798 Euro zu Buche.

Tatsächliche Kosten um bis zu 70 Prozent höher

Ursache für die hohen Gesamtkosten sind die sogenannten sozialen Kosten. Das sind die Kosten, die der Gesellschaft durch Krankheiten und Umweltschäden entstehen und von der Allgemeinheit getragen werden. Dazu zählen, was vielfach vergessen wird, auch die Kosten zum Beispiel von Parkplätzen vor Supermärkten, die durch die Überwälzung auf die Preise am Ende von den Konsumenten übernommen werden, ohne dass sie auf dem Bankkonto des Autofahrers erscheinen. Dadurch erhöhen sich die Kosten eines Autos, wie das Rechenbeispiel eines Opel-Corsas zeigt, von 6704 Euro im Jahr um 4674 Euro auf 11 378 Euro – ein Plus von rund 70 Prozent.

Überwälzung auf Allgemeinheit macht Autofahren für Geringverdiener erschwinglich

Die Überwälzung eines großen Teils der Kosten auf die Allgemeinheit hat zur Folge, dass sich erst dadurch so viele Menschen überhaupt ein Auto leisten könnnen. Andernfalls müsste ein einfacher Arbeiter beispielsweise 36 Prozent seines Einkommens für einen Opel Corsa aufbringen, in der Praxis ein Ding der Unmöglichkeit. So aber sind es nur etwas über 20 Prozent.

Erschwinglich für Geringverdiener dank Überwälzung vieler Kosten auf die Allgemeinheit: Anteil der Gesamtkosten eines Autos am Gesamteinkommen in Abhängigkeit von der Einkommenshöhe (Grafik: Gössling, Kees, Litman)

Mehr: ScienceDirect

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