Alt-Akkus: Second-Life als Geschäftsmodell

Was passiert mit den Akkus, wenn Elektroautos wegen Altersschwäche in der Schrottpresse landen? Rohstoff-Recycling ist die eine Alternative zur Sondermülldeponie, Second-Life die andere, die Weiterverwendung in neuer Funktion.

E-Auto-Akku Zweites Leben als Speicher für nicht genutzte Wind- oder Solarenergie (Bild: VW)

Rund 200 000 Elektroautos wurden 2020 in Deutschland zugelassen, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Damit boomt auch ein anderes Geschäft: das Recycling der in den E-Autos verbauten Lithium-Ionen-Batterien. Immer öfter haben die Akkus ein zweites Leben. In sogenannten Second-Life-Anwendungen werden sie zum Beispiel als Stromspeicher für ungenutzte Wind- oder Solarenergie genutzt.

Alte Leaf-Akkus illuminieren das Stadion von Ajax Amsterdam

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Alt-Akkus aus E-Autos von Renault und Nissan versorgen zum Beispiel die Beleuchtung im Stadion von Ajax Amsterdam mit Strom. Sie stammen aus 148 verschrotteten Leaf-Modellen. Die Batterien aus dem bis vor ein paar Jahren von Renault und Nissan angebotenen Kleinwagen können 3 Megawatt Strom speichern, der von gut 4000 Solarzellen auf dem Dach der Arena erzeugt wird. Das gleiche Prinzip aber in kleinerem Maßstab wird für private Stromspeicher genutzt: Die Zellen ausgedienter aber noch funktionsfähiger E-Auto-Akkus werden dabei zu kompletten Speicherschränken verbaut.

Gut 70 Prozent der wertvollen Rohstoffe lassen sich zurückgewinnen

Wenn die Akkus auch ihr Zweitleben ausgehaucht haben, weil die Speicherkraft endgültig erschöpft ist, sind Spezialunternehmen wie Duesenfeld aus Niedersachsen am Zug. Sie übernehmen das Recycling wertvoller Rohstoffe wie Kupfer und Aluminium, Kobalt, Lithium, Nickel oder Mangan. Gut 70 Prozent dieser wertvollen, weil knappen und schwer zu gewinnenden Rohstoffe können so zurückgewonnen werden, demnächst mit einem neuen Verfahren möglicherweise sogar gut 90 Prozent. Wenn die recycelten Rohstoffe zur Produktion neuer Lithium-Ionen-Zellen verwendet werden, reduziert das den CO2-Footprint um bis zu 40 Prozent.

Bis zu 7 Milliarden Euro Umsatz durch Alt-Akku-Recycling

Nicht nur Duesenfeld hat mit dem Akku-Recycling ein umweltfreundliches Geschäftsmodell geschaffen. VW startete im vergangenen Jahr mit einer Anlage in Salzgitter, Tesla-Mitbegründer Jeffrey Straubel gründete mit Hilfe von Investoren wie Bill Gates und Jeff Bezos das Recycling-Unternehmen Redwood Materials. Noch steht die Entwicklung am Anfang. Aber mit dem Umstieg vom Verbrenner zum E-Auto wächst auch das Aufkommen an recylingfähigen Auto-Akkus. Automobilexperte Wolfgang Bernhart schätzt, dass die weltweiten Umsätze bis 2030 auf jährlich 5 bis 7 Milliarden Euro steigen. 

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