Dieses Hightech-Solarauto tankt ohne Steckdose

Welch bahnbrechende Innovationen entstehen, wenn Forschungsehrgeiz sich mit Umweltveranwortung und Geschäftssinn paart, zeigen holländische Studenten: Ihr revolutionäres Solarauto Lightyear One geht in Serie. Ganz billig ist es zum Start nicht.

Lightyear One-Solarauto bei einer Präsentation in Maastrich
Lightyear One-Solarauto Ein E-Flitzer, der sich via Solarzellen auf der Karosserie selbst auflädt
Foto: Lightyear One

Den letzten Kick versetzte Martijn Lammers sein Sieg bei der World Solar Challenge unter der heißen Sonne Australiens. Dort wurde er 2015 Weltmeister. Im Cockpit eines Rennwagens, den ein Team von Studenten der Universität Eindhoven in vielen Stunden Eigenarbeit ausgetüftelt hatte. Ausschließlich angetrieben vom Strom, den Photovoltaikzellen auf der Außenhaut produzierten, bewältigte Lammers Solarauto die 3000 Kilometer lange Strecke am schnellsten und zuverlässigten.

Windschnittiges Solarauto, gefertigt in Finnland

Schon ein Jahr darauf beschlossen fünf Jung-Ingenieure aus dem Team, ihre klimaschonende Mobilitätsalternative auf vier Rädern zu kommerzialisieren. Sie gründeten Lightyear One. Attraktive Autos umweltgerecht bauen, statt Autofahren zu verteufeln, war ein Hauptmotiv, das sie antrieb.

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Jetzt, gerade einmal sechs Jahre später, baut der Auftragsfertiger Valmet Automotive im finnischen Uusikaupunki das erste Serienmodell für die ehrgeizigen Entrepreneure. Eine windschnittige Limousine in Coupé-Form, fünf Meter lang und mit viel Platz im Inneren. „Der One ist vollständig auf Energieeffizienz ausgerichtet“, schwärmt Lammers.

70 Kilometer zusätzliche Reichweite ermöglichen die Solarzellen

Praktisch bedeutet das: Das vergleichsweise kleine Akkupack – nur zwei Drittel so groß wie etwa im Tesla – chauffiert die One-Insassen bis zu 710 Kilometer weit, kurven sie gemütlich mit durchschnittlich Tempo 85 durch die Lande. Bei Gasfuß 130 Kilometer die Stunde (km/h) kommen sie immerhin noch mehr als 400 Kilometer weit, bevor sie eine Steckdose ansteuern müssen.

An sonnigen Tagen spendieren die fünf Quadratmeter bedeckenden Solarzellen auf Dach, Motorhaube und Kofferraum Lammers zufolge “bis zu 70 Kilometer zusätzliche Reichweite”. Bei Kurzfahrten in der Stadt erspart das den Weg zur Ladesäule.

Limitierte First Edition für 150 000 Euro Stückpreis

Wer auf Urlaubsreise geht, wird Wert darauf legen, die Batterie schnell füllen zu können. Laut Lightyear zapft der One an einer Schnellladestation in einer Stunde genug elektrische Energie für die nächsten fast 600 Kilometer (siehe auch Video unten). Die Zeit lässt sich gut für ein Päuschen nutzen.

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Der Lightyear One im Leistungstest Verbrauch von 8,3 kWh/je 100 Kilometer Quelle: Lightyear One

Das Innovations-Feuerwerk zieht Investoren an. Laut CEO und Mitgründer Lex Hoefsloot sammelten die Solarpioniere bisher schon weit mehr als 50 Millionen Euro ein. Unter grünen Auto-Enthusiasten haben sich für die erste limitierte Serie von 946 Fahrzeugen schnell Käufer gefunden. Sie waren bereit, je 150 000 Euro zu überweisen. Von diesem Sommer an sollen sie ihre solaren E-Autos erhalten.

Für 2025 wird der Massenmarkt angepeilt

Der Erfolg hat die Manager um Lex Hoefsloot mutig gemacht: Interessenten für die nächste exklusive First-Edition müssen sogar 250 000 Euro hinblättern. Über den hohen Preis will der 28-Jährige zusätzliches Kapital für den für 2025 geplanten Einstieg in den Massenmarkt eintreiben. Dann wollen die Niederländer ein Modell zum Preis von 30 000 Euro anbieten, das sich auch Durchschnittsverdiener leisten können.

Mit seiner Solarauto-Vision steht das Start-up aus Eindhoven nicht allein. Ingnieure und Studenten der dortigen Universität haben nach dem Vorbild des Lightyear One ein Solar-Wohnmobil konstruiert. Auf dem Campingplatz ist das Gefährt dank zusätzlich ausklappbarer Photovoltaik-Module unabhängig von Netzstrom. Aus Deutschland macht das Münchner Start-up Sono Motors den Niederländern Konkurrenz.

Einstieg in das Carsharing-Geschäft

Denen ist gerade ein neuer geschäftlicher Coup gelungen. Mit MyWheels, dem führenden holländischen Carsharing-Unternehmen für ausgiebige Spritz- und Urlaubstouren jenseits von Stadtfahrten, haben sie eine Kooperation abgeschlossen. Wenn 2025 der preiswerte Lightyear Two auf den Markt kommt, wird MyWheels 5000 der Solarautos in seinen Fuhrpark integrieren. Schon vorher sollen einige One-Limousinen buchbar sein.

Mehr: riffreporter auto-motor-und-sport autobild

Von Dieter Dürand

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