Nachhaltiger Flugverkehr ist möglich, aber teuer

Ohne Umstellung auf CO2-neutrale Treibstoffe würde der Kohlenstoffausstoß des Passagier-Flugverkehrs bis 2050 um 150 Prozent auf 1,8 Milliarden Tonnen steigen. Mit klimaneutralen Treibstoffen verteuerten sich die Tickets zwar um 40 Prozent. Die Branche würde dennoch wachsen.

Flughafen So oder so, der Luftverkehr nimmt zu (capturware GmbH/pixelio.de)

Von dieser Annahme gehen die Autoren einer Studie unter Mitwirkung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC aus. Die Forscher unterstellten eine Preiselastizität von 1. Diese Messzahl bedeutet, das eine Preiserhöhung von zehn Prozent die Nachfrage um den gleichen Betrag, also zehn Prozent, drückt. Nach dieser Rechnung würden im Jahr 2050 weltweit 15,9 Billionen Passagierkilometer verflogen. Das ist etwa halb so viel wie unter der Annahme, dass sich nichts verändere. Dennoch kämen auch bei dem erhöhten Preis doppelt so viel Passagierflugkilometer zusammen wie im Jahr 2018.

Für 15.9 Billionen Flugkilometer müssten dann etwa 320 Millionen Tonnen synthetische Treibstoffe wie EE-Kerosin oder Bio-Kerosin hergestellt werden. Die günstigste Variante wären nach dem heutigen Stand der Technik EE-Kerosine, die ihren Strom aus Solarkraftwerken bezögen. Für die Solarparks würde eine Fläche von 140 000 Quadratkilometer benötigt. Das entspricht etwa der Fläche von Nepal oder rund 40 Prozent der Fläche Deutschlands.

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Strom aus der Wüste

Die Verfasser der MCC-Untersuchung gehen davon aus, dass sich als Standorte dieser Solarparks Wüstengebiete anbieten – nicht nur wegen der zur Verfügung stehenden ungenutzten Flächen, sondern auch wegen der erhöhten Sonneneinstrahlung. „Das wirft natürlich Fragen nach einem sicheren Transport auf, und überhaupt nach den sozialen und politischen Folgen solcher Großinvestitionen“, betont Stefan Gössling, Professor an der Universität Kalmar in Schweden und Leitautor der Studie. „aber für CO2-freien Flugverkehr im Jahr 2050 muss man jetzt damit beginnen, die Produktion synthetischer Treibstoffe in großem Stil zu starten und sukzessive hochzufahren.”

Entwicklung der Co2-Emissionen bei herkömmlicher und bei Einsatz grünen Kerosins (Quelle: MCC)

In ihrem Szenario gehen die Studienautoren von einer C02-Bepreisung aus, die auch die Effekte der Kondensstreifen berücksichtigt. Der angenommene Preis beträgt daher 800 Euro. Zum Vergleich: Zurzeit beträgt die Abgabe in Deutschland 25 Euro. Sie soll bis 2025 schrittweise auf 55 Euro steigen und 2026 maximal 65 Euro betragen. Die tatsächlichen Folgekosten eines Ausstoßes von einer Tonne Kohlenstoff belaufen sich heute auf 640 Euro. Die Studie unterstellt einen linear ansteigenden Ersatz des fossilen Kerosins durch klimaneutrale Treibstoffe. Für die Luftfahrt würde der unvermeidliche Umbau zu einer klimaneutralen Industrie eine enorme Herausforderung bis 2050 bedeuten. Felix Creutzig, Mitautor der Studie: “Bis dahin müsste die Branche gewaltige Investitionen für Treibstoffproduktion und Energieversorgung auf den Weg bringen.“

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