Erst Mai – und schon lebt Deutschland auf Kosten kommender Generationen und der Armen

Auch wenn es die meisten unter uns nur ungern hören werden: Für den Rest des Jahres sichern wir unseren verschwenderischen Lebenstil mit Ressourcen, die uns nicht mehr zustehen. Global wird der Tag der Erdüberlastung dieses Jahr am 22. August erreicht.

Leben im Überfluss “Schon nach vier Monaten lebt Deutschland auf Pump” Foto: Ralph Frank/WWF

Es ist im vergangenen Jahrzehnt fast stetig ein wenig in Richtung Frühlingsanfang gerückt: Das Datum, an dem die Bundesbürger die Ressourcen aufgebraucht haben, die sie, gemessen an der Regenerationsfähigkeit der Natur, im ganzen Jahr nutzen dürften. Dieses Jahr ist es der 5. Mai.

Ein Grund für die Überbeanspruchung ist ein extensiver Energieverbrauch, ob im eigenen Heim, in der Produktion oder im Verkehr. Jedes Gramm Kohlendioxid (CO2), das aus hiesigen Quellen jetzt noch in die Atmosphäre gelangt, übersteigt, auf Deutschlands Verbrauch berechnet, was Wälder, Ozeane und andere Kohlenstofflager übers Jahr gesehen aufnehmen können. Gleiches gilt für Holz, Pflanzen und Nahrungsmittel. Die Deutschen haben schon mehr davon konsumiert als im Jahr nachwachsen kann.

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Deutschland nimmt rechnerisch drei Erden für sich in Anspruch

Auch bei der Verunreinigung von Böden, Luft und Grundwasser sieht die Bilanz nicht besser aus. Alles schon ausgeschöpft. Was im Rest des Jahres verbraucht wird, plündert der Planeten. “Jeder setzt seine Prioritäten: Freie Moneten! auf ‘nem toten Planeten” attackiert das Musikkabarett “Zum Blauen Veilchen” im Greenspotting-Video diese Haltung.

Olaf Bandt, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), drückt es weniger poetisch aus. “Schon nach vier Monaten lebt Deutschland auf Pump”. Und legt nach: “Würden weltweit alle Menschen so verschwenderisch leben wie wir, bräuchte die Menschheit drei Erden, um ihren Ressourcenverbrauch zu decken”.

Die Zeche zahlen die Menschen im globalen Süden

Doch anders als einen normalen Kredit, müssen diesen andere als der Nutznießer tilgen. Darauf mach Bandt aufmerksam: Deutschland verschwendet die Lebensgrundlagen aller Länder und zukünftiger Generationen. Das ist zutiefst ungerecht und geht auf Kosten der Menschen im globalen Süden.”

Nach einer Erhebung des Global Footprint Network beuten nur die USA, Australien und Russland die Natur noch rücksichtsloser aus. Franzosen und Japaner leben auf gleich großem Fuß wie Deutschland (siehe Grafik). Eine Folge: Selbst Sand, anscheinend im Überfluss vorhanden, wird knapp.

Schamliste der Planetenplünderer Überlastete Ökosysteme

Höchste Zeit, etwas zu ändern, finden die Aktivisten der Umweltorganisation WWF. Und den Fokus zu erweitern. Die Diskussion hier zu Lande ist momentan sehr auf die Klimarettung fokussiert. Doch den Raubbau an der Natur einzudämmen, ist eine mindestens ebenso wichtige Aufgabe. Unter anderem, um den dramatischen Rückgang der Artenvielfalt auch in Deutschland zumindest abzubremsen.

Das Tröstlilche: Jeder kann laut WWF durch einfache Verhaltensänderungen zur Gesundung der geschundenen Natur beitragen. Allein ein halbierter Fleischkonsum würde die Erdüberlastung um fünf Tage verschieben. Die Halbierung weggeworfener Lebensmittel würde gleich elf Tage bringen. Weniger Auto fahren, mehr Bus, Bahn und das Rad nutzen und zu Fuß gehen, brächten noch einmal 12 Tage. Und nichts davon tut allzu weh.

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