Großbritannien ruft den Hörnchenkrieg aus

Rot gegen grau – mit drastischen Eingriffen wollen die Briten verhindern, dass das heimische Rothörnchen komplett von einem Eindringling aus Nordamerika verdrängt wird. Sein ferner Verwandter, das Grauhörnchen, richtet seinen Gegner zufolge große Schäden an. Ist auch Deutschland in Gefahr?

Grauhörnchen putzt sich auf einem Baum
Gar nich mal so lieb Das Grauhörnchen plündert Vogelnester und verwüstet Obstgärten, sagen seine Gegner
Foto: Mikes-Photography on Pixabay

Glaubt man der Initiative für die europäischen Eichhörnchen (ESI) ist das Sündenregister der Grauen lang: Sie entrinden Bäume, klauen die Eier von Waldvögeln, fressen deren Nachwuchs, sie verwüsten Obstgärten und zernagen elektrische Kabel. Darum hat der britische Umweltminister Lord Goldsmith ihnen den Kampf angesagt. Jährlich würden invasive Arten der Volkswirtschaft auf der Insel einen Schaden von umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro zufügen, vermeldet er erbost. Vorweg die Grauhörnchen.

2,8 Millionen Exemplare der grauen Eichkatzen, im 19. Jahrhundert von Aristokraten eingeschleppt, treiben nach Schätzungen in England und Wales ihr Unwesen. Sie haben ein Virus mitgebracht, das ihnen selbst nichts anhaben kann, jedoch ihren roten Artgenossen. Deren Bestand ist auf ganze 15 000 Tiere geschrumpft.

Mit X-Schreddern gegen die Invasoren

Die Aufregung darüber ist groß im Vereinten Königreich. So greifen sowohl das Krawallblatt “The Sun” wie die seriöse BBC prominent auf, dass es den Invasoren jetzt an den Kragen gehen soll. Die wichtigste Waffe in dem Hörnchenkrieg haben Forscher des schottischen Roslin Instituts in Edinburgh geschärft, das mit seinem weltweit ersten Klonschaf Dolly berühmt geworden ist. Sie wollen Tausenden männlichen Grauhörnchen eine Injektion verpassen, die das weibliche X-Chromosom in ihren Spermien tötet. Bleibt durch das “X-Schreddern” weiblicher Nachwuchs aus, stirbt die Population über kurz oder lang aus. “Wir wollen die Invasion rückgängig machen”, sagt Roslin-Sprecher Andrew Kendall.

Die Grauen sind auf dem Sprung an Rhein und Oder

Die ESI-Initiatoren sehen unabhängig vom britischen Gegenschlag längst Wälder und Biodiversität in ganz Europa durch das Grauhörnchen bedroht. Bereits vorhandene Kolonien in der Lombardei könnten sich in wenigen Jahren über die Schweiz nach Deutschland und ganz Ost- und Zentraleuropa ausbreiten, warnen sie. Und allein in hiesigen Wäldern Schäden von jährlich zehn Millionen Euro anrichten.

Dabei gibt es hierzulande bereits Spezien genug, die dem Menschen Verdruss bereiten. So melden die Versicherungen jährlich 200 000 Schäden durch Marderverbiss an Zündkabeln und Kühlwasserschläuchen.

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Nichts für schwache Nerven Ein Grauhörnchen verspeist einen Vogel

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