Von wegen grüne Lunge: Der Regenwald am Amazonas beschleunigt jetzt den Klimawandel

Lange dämpften die Regenwälder die Erderhitzung, indem sie große Mengen CO2 absorbierten. Die Zeiten sind vorbei. Brände und Rodungen im Amazonasgebiet führen dazu, dass die tropischen Wälder dort erstmals mehr Kohlendioxid freisetzen als sie speichern.

Hängebrücke im Regenwald am Amazonas
Hängebrücke im Amazonas-Becken “Der Regenwald ist gekippt” Foto: nile on Pixabay

In den vergangenen 50 Jahren nahmen Pflanzen und Böden rund um den Globus verlässlich rund 30 Prozent der CO2-Emissionen auf, die der Mensch mit seiner Aktivität jährlich frei setzt. Wichtigste Kohlenstoffsenke war der Dschungel am Amazonas, der rund die Hälfte der Regenwälder dieser Welt ausmacht.

Doch dieser Puffer hat seine Wirkung eingebüßt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams. Schlimmer noch: Also Folge extensiver Abholzung, Brandrodung und Umwandlung in Agrarflächen setzt der Amazonas-Regenwald jetzt mehr CO2 frei als er speichert.

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Von der Kohlenstoffsenke zum Netto-Emittenten

Co-Autor Jean-Pierre Wigneron vom französischen Nationalen Institut für Agronomieforschung (Inra) fürchtet irreversible Schäden: “Ein Kipppunkt ist erreicht. Das Amazonasgebiet ist erstmals Netto-Emittent.” Verantwortlich für die klimaschädigenden Entwicklung macht Wigneron vor allem den rechtspopulistischen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, der viele Auflagen zum Schutz des sensiblen Ökosystems aufgehoben hat.

Kettensägenmassaker und extensive Brandrodung

Die Forscher haben, gestützt auf Satellitendaten, genau gerechnet: Aus dem Amazonas-Regenwald ist im vergangenen Jahrzehnt fast 20 Prozent mehr CO2 in die Atmosphäre gelangt als die sogenannte grüne Lunge des Planeten aufnehmen konnte. In Zahlen: Sie nahm 13,9 Milliarden Tonnen CO2 auf, blies aber 16,6 Milliarden Tonnen in die Atmosphäre. Allein 2019 fiel eine Waldfläche von 3,9 Millionen Hektar den Kettensägen der Holzfäller zum Opfer. Das entspricht der Größe der Niederlande.

Deutschland vernichtet mit

Europa und vorweg Deutschland, so hat die Umweltorganisation WWF enthüllt, tragen allerdings selbst maßgeblich zur Zerstörung des Regenwalds bei. Ob Soja, Rindfleisch oder Tropenholz – damit Europas Landwirte und Konsumenten solche Produkte billig einkaufen können, importieren die EU-Länder diese Produkte im großen Stil. Und für ihren Anbau fallen in Brasilien, Indonesien, dem Kongo, auf Papua-Neuguinea und in vielen anderen Ländern rund um die Welt die tropischen Wälder.

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