Wiener Forscher haben einen Katalysator entwickelt, der aus CO2 flüssiges Methanol macht. Kann das Verfahren Menschheit und Natur retten?
Werden Klimasünder wie Zement-, Stahl- oder Kohlekraftwerke sich demnächst als Umweltengel gerieren können? Und ein schönes Zubrot mit dem Verkauf von Methanol verdienen? Stehen in Stadt und Land allenthalben Anlagen herum, die CO2 aus der Luft abfangen, um daraus kostbaren Treibstoff zu gewinnen und so ganz nebenbei die Welt retten? Müssen sie für das kostbare CO2 Abgaben zahlen? Werden Aktivisten dereinst gegen den „rücksichtslosen Raubbau an den klimarettenden CO2-Reserven“ kämpfen?
Zu schön, um wahr zu sein! Doch an Wiener Technischen Universität haben Wissenschaftler die Katalysatortechnik so weit entwickelt, dass diese Visionen eines Tages Realität sein könnten. „Um Kohlendioxid umzuwandeln, verwendete man bisher oft Katalysatoren, die auf Kupfer basieren“, sagt Karin Föttinger, Forschungsgruppenleiterin am Institut für Materialchemie der TU Wien. „Sie haben allerdings den großen Nachteil, dass sie nicht robust sind. Wenn im Abgasstrom neben Kohlendioxid auch noch bestimmte andere Substanzen vorkommen, zum Beispiel Schwefel, dann verliert der Katalysator rasch seine Wirkung. Man sagt, der Katalysator wird vergiftet.“
Klimaschädliche Abgase als Wertstoff
Die Wiener Professorin und ihr Team machten sich folglich auf die Suche nach besseren Materialien. „Wenn man solche Methoden nicht nur im Labor, sondern auch im großen Maßstab in der Industrie einsetzen will, dann braucht man einen Katalysator, der vielleicht zwar ein bisschen weniger aktiv ist, aber dafür robust, haltbar und zuverlässig“, erläutert Föttinger. „Man möchte ganz gewöhnliche Industrieabgase ohne Vorbehandlung verarbeiten können.“
Gefunden wurde schließlich ein Katalysatormaterial auf Schwefel- und Molybdänbasis. Zusatzelemente wie Mangan erleichtern die Aufspaltung des im Grunde kaum reaktiven Kohlendioxids. Die Wahl solcher Zusatzelemente ermöglicht es, die Eigenschaften der Katalysatoren an den gewünschten Einsatzbereich anzupassen. In diesem Fall so, dass sich CO2-haltiges Abgas in Methanol wandelt.
Kraftstoff für Schiffe und Flugzeuge
Methanol und seine Derivate aber gelten als die Kraftstoffe der Zukunft. Sie können überall dort eingesetzt werden, wo elektrische Energie als Antriebsquelle nicht infrage kommt. Für Ozeanschiffe oder Flugzeuge sind Batterien zum Beispiel zu schwer und zu teuer. Und für einige Zeit müssen wir noch mit einem ererbten Park von Verbrennern leben, der sich nicht von heute auf morgen zu Schrott auflöst. Nicht zuletzt braucht die chemische Industrie Methanol als Ausgangs- und Zusatzstoff zur Herstellung vieler Produkte.
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