Neun-Euro-Ticket für Regionalverkehr entpuppt sich als Geschenk für Großstädter – falls es kommt

Das Neun-Euro-Ticket für den Regionalverkehr für drei Monat geht an den Mobilitätserfordernissen der Mehrheit der Bevölkerung vorbei und ist vor allem ein Bonbon für den akademischen Großstädter.

Fragile Beförderungsketten: Außerhalb der Metropolen ist das Nahverkehrsnetz äußerst löchrig (Foto: IndiraFoto / pixabay)

Kein Tempolimit auf Autobahnen, dafür Benzinpreissenkung und Erhöhung der Pendlerpauschale, die vor allem Begüterten aus den Randgebieten helfen: Um nicht ganz blank zu stehen im Kampf gegen die gestiegenen Energiepreise, setzten die Grünen ein Ticket für neun Euro durch, das es in für drei Monate im öffentlichen Regionalverkehr geben soll. Doch Umfragen und nahe liegende Schlussfolgerungen zeigen, dass die Idee an den Mobilitiätserfordernissen der meisten Menschen in Deutschland vorbeigeht. 53 Prozent der Bevölkerung hat wenig oder kein Interesse an dem geplanten Angebot, 44 Prozent wollen es zumindest “sehr wahrscheinlich” oder auf jeden Fall nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die meisten Interessenten ohnehin schon öffentliche Verkehrsmittel nutzen und die Subvention nur mitnehmen, ist sehr groß – und auch auch, dass vielfach nur eine Minderheit das Ticket gebrauchen kann.

50 Minuten mehr hin und zurück

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Das zeigt eine Umfrage des Meinungsvorschungsinstituts Infratest Dimap. Ihr zufolge planen in Kleinstädten nur 30 Prozent und in mittelgroßen Städten nur 44 Prozent der Bewohner, das Neun-Euro-Ticket zu kaufen. Lediglich in Großstädten bekundete eine Mehrheit von 60 Prozent, das Angebot wahrnehmen zu wollen. Grund dafür ist das löchrige bis teilsweise nicht existente Regionalverkehrsangebot außerhalb der Ballungsgebiete. Denn wenn nur selten der Bus oder die Bahn kommt, werden aus 30 Minuten Autofahrt schnell 15 Minuten Fußweg zur Haltestelle, 30 Minuten Fahrt und noch einmal zehn Minuten zur Arbeitstelle – als 55 Minuten einfache Strecke oder 50 Minutren mehr hin und zurück.

Witzlos für Schichtarbeitskräfte

Noch nicht berücksichtigt sind hierbei die Pflege, Band- und sonstigen Schichtarbeitskräfte, die an Eckpunkten des Tages oftmals auf gar kein Regionalverkehrsangebot stoßen. Aber wer weiß, ob das Angebot so überhaupt kommt. Teile der Bundesländer wollen das so nicht hinnehmen und pochen auf mehr Geld vom Bund für den Regionalverkehr. Abgestimmt wird darüber am kommenden Donnerstag.

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