Die Zahl der konventionellen Bauernhöfe sinkt. Und die überlebenden Betriebe holen ihre Kosten oft nicht herein. Schlimm war das vergangene Jahr vor allem für die Schweinebauern.
Die Mehrheit der Höfe hat nach Hochrechnungen der Landwirtschaftskammern im vergangenen Wirtschaftsjahr 2020/21 (1. Juli) rote Zahlen geschrieben. Vielfach mussten die Betriebe zuschießen oder Eigenkapitalverluste hinnehmen. Die gesamte Branche leidet unter Liquiditätsproblemen. Der Rückgang ist auch eine Folge der Pandemie und der afrikanischen Schweinepest. Nur die Landwirte des Saarlandes konnten im Schnitt eine Nullrunde hinlegen – wohl nicht zuletzt wegen des höheren Anteil von Winzerbetrieben.
Denn die Winzerei blieb – ebenso wie die Öko-Landwirtschaft – von der Krise verschont. Deutschlands Weinbauern profitierten von der günstigen Witterung im Jahr 2020. Die Weinmosterträge waren daher im Herbst vergangenen Jahres etwa sechs Prozent höher als im Vorjahr. Zusätzlich stiegen die Preise für Fasswein um 4,5 Prozent. Insgesamt legten die Ergebnisse der Weinbaubetriebe um 23 Prozent zu.
Ökobauern sind besser dran
Ähnlich erfreuliche Meldungen kommen von den Ökobauern. Sie konnten ihren Gewinn um 19 Prozent verbessern. Zum Teil ist die Steigerung zwar einem statistischen Effekt geschuldet. Denn im Wirtschaftsjahr davor waren die Erträge nur bescheiden. Die Öko-Agrarier profitierten vor allem von der Preistoleranz ihrer im Schnitt wohlhabenden Endkunden. Dadurch wirkten sich Pandemie und Schweinepest weniger stark aus. Ökobetriebe konnten so im Schnitt 67 000 Euro erwirtschaften und erreichten nahezu die Rentabilitätsschwelle.
Industrielle Schweineproduktion lohnt nicht
Miese Zahlen legten vor allem die Schweinehochburgen in Niedersachsen mit 32 und Nordrhein-Westfalen vor mit 38 Prozent Rückgang bei den Erträgen. In beiden Ländern konnten die Kosten nur zu 50 Prozent erwirtschaftet werden. In Bundesländern, in denen der Anteil der Schweinebetriebe geringer ausfiel, wie Rheinlandpfalz oder Schleswig Holstein, gingen die Erträge nur um 15 oder drei Prozent zurück.
Die Bauern mussten einen Großteil dieser Verluste durch unbezahlte Arbeitsstunden und durch Nullrenditen auf das eingesetzte Kapital oder gar durch Verschuldung tragen. Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet wurde der Kapital-, Boden- und Arbeitseinsatz gemäß betriebswirtschaftlicher Rechnung nur zu etwa Dreiviertel vergütet. Selbstausbeutung gehört heute zum Alltag in der deutschen Agrarwirtschaft.
Angesichts dieser Zahlen ist es wenig erstaunlich, dass die Anzahl der Bauernhöfe in Deutschland seit Jahren zurück geht. Im vergangenen Jahr gab es nur noch 263 000 Betriebe. Davon wurden aber nur 99 000 Höfe als Vollerwerbsbetriebe geführt. Zur Jahrtausendwende gab es noch 448 400 Höfe, Anfang der Siebzigerjahre sogar rund eine Million. Inzwischen betreiben 13,5 Prozent der Höfe ökologischen Landbau – auch, weil es profitabler ist. 1996 betrug der Anteil nur 1,3 Prozent.
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