Deutsche Unternehmen verschlafen das Thema Nachhaltigkeit

Die Leute am Band und im Büro sind dafür. Die Vorstände auch. Doch nur jedes vierte Unternehmen hat eine klare Strategie dazu. Und lediglich jeder siebte Vorstand setzt aus kaufmännischen Erwägungen auf Nachhaltigkeit.

Sitzungssaal Bosse und Mitarbeiter wollen mehr Nachhaltigkeit. Doch zu wenige handeln (Patrick Sommer/Pixabay)

So bleibt der Klimawandel in deutschen Unternehmen oft ohne Konsequenz. Viele Führungskräfte sehen Nachhaltigkeit in erster Linie als Reputationsrisiko an, das es zu managen gilt. Nur wenige können sich vorstellen, dass Nachhaltigkeit Teil des Geschäftsmodells wird und den Ertrag steigert. Gerade 15 Prozent sagen, dass mögliches profitables Wachstum die treibende Kraft der Nachhaltigkeitsstrategie sei. Aber 46 Prozent der befragten deutschen Vorstände geben an, dass entsprechende Maßnahmen aus Marketinggründen getroffen werden.

Dies sind Ergebnisse einer Umfrage von Russell Reynolds Associates. Die internationale Personalberatung befragte 9 500 Vorstände, Nachwuchsführungskräfte und Mitarbeiter in elf Ländern. In Deutschland wurden 658 Mitarbeiter und Jungmanager interviewt, sowie 89 Vorstände.

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Viel guter Wille, wenig Aktion

In keinem der untersuchten Länder waren sich Arbeitnehmer und Bosse über diese Themen so einig wie in Deutschland. Gerade deutsche Führungskräfte sehen nachhaltiges Wirtschaften als eine der größten Aufgaben in den kommenden zehn Jahren. Das sollte im Grunde die Anpassung der Geschäftsmodelle erleichtern. Doch gerade Deutschlands künftige Führungskräfte sind vergleichsweise selten mit Aufgaben beschäftigt, die etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben. In den vergangenen drei Jahren hatten nur 26% der deutschen Nachwuchsführungskräfte drei oder mehr Aufgaben mit Nachhaltigkeitsbezug. Dagegen sind es im weltweiten Vergleich 40 Prozent der Altersgruppe.

Dazu passt, dass nur jeder vierte Befragte in Deutschland der Meinung ist, dass sein Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie verfügt, die klar verkündet und durchgesetzt wird. Nicht mehr als 31 Prozent der befragten deutschen Vorstände meinen, dass der CEO sich persönlich für die Förderung der Nachhaltigkeit einsetzt.

Neue Geschäftsmodelle mit Risiken

Für den Umbau des Unternehmens zum nachhaltigen Wirtschaften fühlen sich gerade in Deutschland viele Führungskräfte nicht vorbereitet. “Schließlich muss für diesen Umbau häufig nicht weniger als ein neues Geschäftsmodell entwickelt werden – mit dem entsprechenden Risiko”, erläutert Max von der Planitz, Berater bei Russell Reynolds Associates.

Mehr: Studie Russell Reynolds

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