Ende des Kriegs um Moneten, Müll und Wasser

Nach monatelangem Übernahmekampf haben sich Frankreichs Umweltgiganten Veolia und Suez geeinigt. Suez geht bis auf das französische Geschäft und einige Auslandsaktivitäten an Veolia über. Für den Rumpfkonzern bleibt noch ein jährliches Umsatzvolumen in Höhe von 6,7 Milliarden Euro. Die neue Veolia wächst hingegen um elf Milliarden Euro Jahresumsatz: Mit der Fusion etabliert sie sich als globaler 37-Milliarden-Konzern. Doch die Gewinner des innerfranzösischen Wirtschaftskriegs sind, so scheint es, deutsche Entsorger.

Altpapierlager bei Veolia Künftig gut ein Drittel größer dank Fusion (Foto: Veolia)

So hatte die Schwarz-Gruppe, zu der auch Discounter Lidl gehört, nicht lange gezögert und die Suez-Standorte in den Niederlanden, Luxemburg, Deutschland und Polen übernommen. Ausgenommen waren dabei das Kunststoff-Recycling und Gefahrenabfälle. Der Umsatz der Entsorgertochter Prezero steigt damit um 1,1 Milliarden Euro. 2019 hatte Prezero noch 500 Millionen Euro umgesetzt. Angeblich steht die EU-Kommission kurz davor, den Prezero-Deal freizugeben.

Der Verkauf an Prezero gehörte zu der Reihe von Tricks, mit denen Suez die seinerzeit als feindlich bewertete Übernahme durch Veolia verhindern wollte. Suez-Chef Bertrand Camus hatte versucht, attraktive Geschäftszweige noch schnell an andere Interessenten zu verscherbeln. Dadurch sollte Suez als Beute für Veolia weniger anziehend erscheinen.

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Andere Deals im Rahmen der Camus-Taktik, die bereits in trockenen Tüchern schienen, kommen nicht zum Tragen oder müssen rückabgewickelt werden. So kam der noch im April angekündigte Verkauf der australischen Wasseraktivitäten für umgerechnet 1,63 Milliarden Euro an den regionalen Marktführer Cleanaway nicht zustande. Auch die Auslagerung des Wassergeschäftes von Suez in eine niederländische Stiftung muss rückgängig gemacht werden.

Steigt Remondis bei Suez ein?

Die Schwarz-Gruppe ist nicht das einzige deutsche Familienunternehmen, dass von der Neuordnung der französischen Umwelt-Industrie profitieren könnte. Ludger Rethmann, Vorstandvorsitzender des Ver- und Entsorgers Remondis, gehörig zur Rethmann-Gruppe, hatte vergangene Woche in einem Brief an Camus sein Interesse bekundet, 20 Prozent der Aktien zu kaufen. Das Paket ist auf dem Markt, nachdem die Fonds Global Infrastructure Partners und Ardian sich zurückgezogen hatten. Das verbleibende Suez-Geschäft sei zu wenig international. Rethmann war in dem Schreiben noch weiter gegangen und hatte in Aussicht gestellt, seinen Anteil gar auf 40 Prozent zu erhöhen.

Remondis will, wenn es zu dem Deal kommt, sein ausländisches Wassergeschäft und sein französisches Müll-Business auf “nouveau Suez” übertragen. Die Strategie der Beschränkung der neuen Suez auf Frankreich, Italien, Tschechien, Asien, Australien und Neuseeland will Rethmann mittragen. In dem Schreiben heißt es: “Remondis verpflichtet sich, die Integrität der Gruppenaktivitäten von New Suez zu wahren und jeden Versuch zu verhindern, strategische und langfristige Vermögenswerte im Ganzen oder in Teilen zu zerschlagen.” Die Beteiligung sei für mindestens 20 Jahre geplant.

Für Veolia, die historisch auf die Compagnie générale des eaux zurückgeht, arbeiten weltweit rund 180 000 Mitarbeiter. Sie erwirtschafteten 2020 etwa 26 Milliarden Euro. Suez, hervorgegangen aus der Compagnie universelle du Canal du Suez und dem Wasserversorger Lyonnaise des Eaux, beschäftigt etwa 89.400 Beschäftigten. Sie generierten 2020 einen Umsatz von rund 17,2 Milliarden Euro. Beide Gesellschaften sind in Deutschland aktiv.

Mehr: Le Monde

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