Mehr neue Start-ups in NRW als in Berlin

Deutschlands einstiges Kohle- und Stahl-Bundesland zieht mehr Gründer an als die hippe Haupstadt. Unter den Start-ups sind auch Unternehmen, die an nachhaltigen Produkten etwa für die Autoindustrie arbeiten.

Überholtaugliche Flachsbox: Umweltfreundlicher Dachgepäckträger für die linke Spur (Foto: Cropfiber)

Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Öko-Geschmack zu haben. 4500 Euro verlangt das Dortmunder Start-up Cropfiber für seine exquisite Auto-Dachgepäckbox aus Flachsfasern. Die Stückzahl ist auf 100 Exemplare begrenzt. Das windschnittige Teil der Marke “Asphaltkind” für bis zu 17 Kilogramm Zuladung garantiere Sicherheit und sorge “für eine angenehme Reisegeschwindkeit”, lassen die Jungunternehmer verlauten. Offenbar haben die Branchenneulinge dabei nicht in erster Linie an Softies hinterm Steuer gedacht. Die umweltfreundliche Kiste im Lutschbonbon-Design, betonen sie auf ihrer Website, sei auch was “für Überholmannöver” und “linke-Spur-tauglich”.

Raus aus der Kohle- und Stahlecke

Mit seiner Dachbox aus Flachs statt aus Carbon, Glasfaser oder Kunsttoff steht Cropfiber-Gründer Nils Freyberg, 29, für eine neue Sorte Gründer, und das in zweifacher Hinsicht. Erstens residiert der Jungunternehmer mit Bachelor-Abschluss nicht im hippen Berlin, sondern sitzt im Industriegebiet Hörde im Süden von Dortmund, wo einst der Hochofen der Hermannshütte Stahl produzierte und die Luft mit Qualm verdunkelte. Und zweitens verlängert der Kohlenpottler nicht die Tradition seiner von Schwerindustrie gerprägten Region, sondern setzt auf nachhaltige Produkte. So arbeitet sein Start-up Cropfiber am “Kohlefaserausstieg”, weil die Produktion des Werkstoffs sehr viel Energie verbraucht. Stattdessen entwickelt Freyberg beispielsweise Schalen für Autorückspiegel aus Naturfaserstoffen.

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Nordrhein-Westfalen vorn

Nach einer Untersuchung des Bundesverbandes Deutscher Start-ups gab es mit einem Anteil von 19,1 Prozent im vergangenen Jahr die meisten neu gegründeten innovativen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Berlin folgte mit 17,1 Prozent. Die große Mehrheit der Start-ups verfügtüber technologieintensive oder digitale Geschäftsmodelle.

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