Potsdam-Institut schlägt Finanzbehörde zur Kontrolle von Emissionshandel vor

Die Zahl der Finanzakteure hat sich während der vergangenen drei Jahre verdreifacht. Damit einher gehen erhebliche Verzerrungen auf dem Markt. Das Klima-Institut schlägt entsprechend vor, schädliche Spekulation einzudämmen.

Börsenchart Spekulative Übertreibungen gehören zum Handel – auch zum Emissionshandel (Pix1861/Pixabay)

Den Forschern geht dabei nicht um ein generelles Spekulationsverbot, sondern nur um die Eindämmung schädlicher Spekulation. Diese kann das Funktionieren der Märkte für C02-Emissionszertifikate untergraben. Bloßes Abwarten könne darüber hinaus erhebliche Auswirkungen auf die vom Emissionshandel betroffenen Industrien und damit auch für Beschäftigte und Verbraucher haben.

Bereits in diesem Jahr haben sich die Preise für die CO2-Papiere verdreifacht. Sie schwanken zurzeit so stark wie noch nie. Künftig können diese Ausschläge noch zunehmen. Denn das Volumen der Papiere nimmt – politisch gewollt – ab, wenn der Ausstoß an Kohlenstoff sinkt. Das sich verknappende Angebot führt jedoch zwangläufig zu größeren Verzerrungen bei der Preisfindung durch den Handel.

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Verdacht auf Manipulation

“Während einige Akteure die Risiken durch Finanzspekulation übertreiben, nicht zuletzt wegen der politischen Auswirkungen hoher CO2-Preise, spielen andere es herunter, was oft ebenfalls politisch motiviert ist”, sagt Michael Pahle, einer der beiden Autor der Studie. Die Debatte gipfelte bereits in der Forderung Spaniens und Polens, Spekulationen durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) zu überprüfen.

Der Gesetzgeber kann nach Meinung der Autoren der Spekulation folglich nicht freien Lauf lassen. Die Wissenschaftler unterscheiden dabei schädliche von nützlicher Spekulation. Erstere ist auch von manipulativen Strategien geprägt, wie zum Beispiel dem Horten von Zertifikaten durch große Investitionsfonds, um die Preise zu treiben. Das führt zu Preisblasen. Die nützliche Spekulation hilft dagegen den regulierten Unternehmen, sich gegen übermäßige Preisschwankungen abzusichern und das Risiko überraschender Ausschläge auszulagern.

Neues Amt für Emissionshandel

Die Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung schlagen den Regulierern daher drei Schritte vor. Zum einen müssten sie die Qualität und die Verfügbarkeit von Daten erhöhen, um das das Wissen über die neuen Formen des Handels zu vertiefen. Zweitens sollte die Diagnostik des Handelsgeschehens präzisiert und entsprechend schädlicher und nützlicher Spekulation eingesetzt werden. Zusätzlich sollte die Politik “eine spezielle Marktaufsichtsbehörde schaffen, die Umwelt- und Finanzmarktgesichtspunkte integriert betrachtet”, meint Simon Quemin, Mitverfasser des Berichtes.

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